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Giftige Schadstoffe in Flugzeugkabinen: Personalvertretung von Lufthansa fordert Schutzmasken für Crew-Mitglieder

Archivmeldung vom 28.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Modernes Cockpit eines Airbus A319 mit zwei Piloten
Modernes Cockpit eines Airbus A319 mit zwei Piloten

Foto: Ralf Roletschek
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Als Schutz vor giftigen Öl-Dämpfen in Flugzeugkabinen fordern Personalvertreter der Lufthansa, dass alle Crewmitglieder mit speziellen Atemschutzmasken ausgestattet werden. Das geht aus einem aktuellen Rundbrief der Personalvertretung hervor, der dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" vorliegt. Hintergrund sind sogenannte "Fume Events".

Dabei können giftige Stoffe aus den Triebwerken in die Kabine gelangen. In dem Schreiben der Arbeitnehmervertreter heißt es, "für uns ist klar, dass wir ein Problem mit Triebwerksölen in der Klimaanlage haben können." Daher stelle eine "Atemschutzmaske immer noch eine bessere Lösung dar, als überhaupt keine Möglichkeit für den Eigenschutz zu haben."

Bei fast allen aktuellen Passagierflugzeugen wird die Luft für die Klimaanlage aus den Triebwerken abgezapft. Dort kommen hochtoxische Öle zum Einsatz. Diese können unter bestimmten Umständen verdampfen und dann in die Kabine gelangen - ein sogenanntes "Fume Event". Davon können Piloten, Flugbeleiter und Passagiere betroffen sein.

Umfrage unter Bordpersonal: Es gibt viele Betroffene "Report Mainz" hat eine nicht repräsentative Umfrage mit Unterstützung von Luftfahrt-Gewerkschaften durchgeführt. Daran haben sich mehr als 750 Airline-Mitarbeiter beteiligt. Die Auswertung ergab: Rund 75 Prozent aller Teilnehmer haben schon "Fume Events" erlebt. Mehr als 400 der Teilnehmer*innen beschreiben teilweise sehr schwerwiegende Folgen: Von Sprachfindungsstörungen, Gedächtnisverlust, Lähmungen der Extremitäten bis hin zu Lungenschäden oder der Flugunfähigkeit und folgendem Jobverlust.

Flugzeugexperte: "Das Belüftungssystem ist eine Fehlkonstruktion" Laut Zulassungsvorschrift der Flugbehörden muss die Kabinenluft "frei von schädlichen Schadstoffkonzentrationen" sein. Das werde durch die heutige Konstruktion der Flugzeugbelüftung nicht eingehalten, kritisiert der Luftfahrtexperte und Ingenieur Prof. Dieter Scholz von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg im Interview mit "Report Mainz": "Wenn das Öl in die heiße Verdichterluft kommt, dann pyrolysiert oder verbrennt es. Dabei entstehen hunderte von giftigen Stoffen. Menschen werden krank, Passagiere wie Besatzung."

Luftfahrtexperte der Grünen: Es muss jetzt endlich gehandelt werden Der Bundestagsabgeordnete Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen) warnt seit Jahren vor giftiger Kabinenluft. Es gebe Lösungsvorschläge, die von der Luftfahrtindustrie ignoriert würden. So könnten Filter in Flugzeuge eingebaut werden, die die Luft reinigen, bevor sie in die Kabine gepumpt wird. Das sei heute nicht der Fall. Ebenso könnte man Sensoren einbauen, die an Bord warnen, wenn giftige Substanzen in der Luft sind, um die Belüftungszufuhr aus den Triebwerken zu stoppen. Langfristig müsste die Flugzeug-Belüftung aber anders konstruiert werden - ohne "Zapfluft" aus den Triebwerken. Daran führe kein Weg vorbei, so Tressel.

Auf Anfrage von "Report Mainz" ging die Lufthansa nicht darauf ein, ob sie Schutzmasken zur Prävention von gesundheitlichen Folgen von "Fume Events" für das Bordpersonal einsetzen will. Nach Angaben der Airline sei die Luft in Flugzeugen "unbedenklich und teilweise sogar besser als in Büros." Es seien aber weitere Studien zu dem Thema geplant.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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