Wir sind Kirche begrüßt Kontinuität, aber bedauert fehlende Mitsprache
Archivmeldung vom 03.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die Bestellung von Kardinal Friedrich Wetter zum Apostolischen Administrator als Zeichen der Kontinuität, der Anerkennung des pastoralen und kirchenpolitischen Kurses sowie der persönlichen Wertschätzung des fast 25 Jahre amtierenden Erzbischofs von München und Freising.
Vor allem auch im Hinblick auf den
2010 in München stattfindenden Zweiten Ökumenischen Kirchentag ist zu
begrüßen, dass mit dieser kirchenrechtlichen Regelung eine lange Sedisvakanz
(bischofsfreie Übergangszeit) vermieden wird.
Die katholische Reformbewegung bedauert jedoch die jetzt wieder offenbar
werdende Tatsache, dass der Papst bei der Ernennung der bayerischen
Bischofsstühle an keinerlei innerkirchlichen Mitspracherechte gebunden ist,
obwohl die Wahl des Bischofs durch das Volk einer lange praktizierten
kirchlichen Tradition entspräche und auch im geltenden Kirchenrecht (CIC c.
377 §1) verankert ist.
Die Forderung der KirchenVolksBewegung nach mehr Mitsprache und
Mitentscheidung der Ortskirchen bei den Bischofsernennungen und einer
stärkeren Transparenz der Besetzungsverfahren findet immer mehr
Unterstützung und ist durchaus realisierbar:
* Angesichts mehrerer kontroverser Bischofsernennungen verabschiedete die
österreichische Plattform "Wir sind Kirche" schon 1995 ein "Modell zur
Einbindung der Ortskirche in die Bischofsbestellung".
* Die katholisch-theologischen Dekane aller staatlichen und kirchlichen
Hochschulen in Österreich verfassten 1999 ein Dokument, das das
demokratische und das hierarchische Prinzip bei der Findung eines Bischofs
vereint.
* Der frühere Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher praktizierte die
Einbeziehung der Vertreter des Klerus und der Laienorganisationen bei der
Erstellung von Vorschlagslisten für seinen Nachfolger für Rom.
* Sein Nachfolger Alois Kothgasser wünschte sich 2000 mehr "Transparenz und
Mitbeteiligung an der Erarbeitung von Vorschlägen".
* Das Metropolitankapitel im Erzbistum Hamburg hat Vertreter von Räten und
Berufsgruppen in die Kandidatensuche für das Bischofsamt miteinbezogen.
Die katholische Reformbewegung hofft, dass auch der Nachfolger Kardinal
Wetters den konzilsgeprägten Geist Julius Kardinals Döpfners, der als
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz vor allem auch die Gemeinsame
Synode der deutschen Bistümer (Würzburger Synode 1972-75)
entscheidendvorbereitet und gestaltet hat, im Erzbistum München weiterführen
und ökumenisch öffnen wird.
Statt Treue und Gehorsam gegenüber der Hierarchie, erwartet das Kirchenvolk
heute von den Bischofskandidaten vor allem die Fähigkeit und den Willen zur
Kommunikation, eine unerschrockene Wahrnehmung der Verantwortung für seine
Diözese entgegen dem anwachsenden Zentralismus von Rom, praktische Erfahrung
in Pastoral und Gemeindeleitung, Weiterführung der Ergebnisse des Zweiten
Vatikanischen Konzils und konkreten Einsatz für die Ökumene.
Zu fragen ist am heutigen Tage allerdings auch, warum die Entscheidung genau
am 75. Geburtstag des Limburger Bischofs Franz Kamphaus verkündet worden
ist, dessen pflichtgemäßes Rücktrittsgesuch vom Papst angenommen worden ist,
und warum nicht auch Bischof Kamphaus zum Apostolischen Administrator seines
Bistums bestellt wurde.
Mehr Informationen zum Thema Bischofsernennungen unter http://www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=379.
Quelle: Pressemitteilung KirchenVolksBewegung Wir sind Kirchei