Alt gegen Jung alternativlos? Gradido-Akademie fordert Fairness und Fürsorge für Corona-Jugend
Archivmeldung vom 08.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttVerantwortungslose Partymacher oder medaillengeschmückte "faule Waschbären"? Medien und Politik haben die Jugend zum Sündenbock der Corona-Krise gemacht. Nun aber bekommt dieses unschöne Bild Risse. Erste Studien belegen die große Loyalität und Rücksichtnahme der jungen Generation - und deren massive Belastung durch Krise und Kontaktverbote. Den oberflächlichen Umgang mit der aktuellen Situation junger Menschen kritisieren die Forscher der Gradido-Akademie als "unfair und verantwortungslos".
Zudem warnt Bernd Hückstädt, der Mitbegründer des Forschungsinstituts für Wirtschaftsbionik, vor verhängnisvollen gesellschaftlichen Folgen: "Selten war die Solidarität der Generationen wichtiger, selten die Gräben zwischen Alt und Jung tiefer. Wenn es uns jetzt nicht gelingt, den Weg für ein verantwortungsvolles Miteinander zu ebnen, wird es auf beiden Seiten nur Verlierer geben - doch es gibt ein Licht am Ende des Tunnels."
Sündenbock? Im Gegenteil!
Als die Infektionszahlen im Sommer wieder zu steigen begannen, rückten die jungen Menschen in den Mittelpunkt der allgemeinen Kritik. Sie wurden als vermeintliche 'Superspreader' bezichtigt. Die Medien bedienten das Bild der verantwortungslosen 'Partymacher', und die Kanzlerin höchstpersönlich bat die Jugend, aufs Feiern zu verzichten. Unter dem 'Hashtag #BesondereHelden' veröffentlichte die Bundesregierung unlängst sogar drei Videos, die explizit produziert wurden, um junge Menschen für die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen zu sensibilisieren. Nun aber zeigen aktuelle Jugendstudien, dass die Jugend in Deutschland zu Unrecht zum Sündenbock der Krise gemacht worden ist.
Jugend zeigt Loyalität und Verantwortungsbewusstsein
Alle Studien sind sich einig, dass die Mehrheit der jungen Menschen hierzulande sich durchaus solidarisch und verantwortungsbewusst verhält. Untersuchungen der Universität Hildesheim, die aktuelle Jugendstudie der TUI-Stiftung und auch die jüngst veröffentlichte Sonderauswertung 'Jugend und Corona' der renommierten Studie 'Junge Deutsche 2021' belegen die große Bereitschaft der 16- bis 26-Jährigen, die Beschränkungen ihres sozialen Lebens zum Wohle der Gemeinschaft einzuhalten. Die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der jungen Menschen in dieser herausfordernden Situation wird von den Jugendforschern sogar ausdrücklich gelobt.
Die Gradido-Akademie erforscht enkeltaugliche Zukunftsmodelle
"Es ist ein Skandal, dass die Jugend für ihre Freude am Feiern und die Sehnsucht nach Austausch und Nähe pauschal an den Pranger gestellt wird. Die Bedrohung ihrer gesamten gegenwärtigen und zukünftigen Lebenswelt wird in Politik und Medien offenbar gänzlich ignoriert", führt Hückstädt aus. Gemeinsam mit Inhaberin Margret Baier hat er vor mehr als 20 Jahren die Gradido-Akademie für Wirtschaftsbionik gegründet. Seither wird dort erforscht, welche Erfolgsmodelle der Natur sich auf reale Wirtschafts- und Finanzmodelle übertragen lassen. Im Fokus der jahrzehntelangen Forschung steht das Bestreben, Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft zu bescheren. Jetzt sehen die Wirtschaftsbioniker konkreten Handlungsbedarf.
Junge Menschen verlieren die vertraute Lebenswelt
Seit Beginn der Kontaktbeschränkungen im Frühjahr untersucht der Soziologe Prof. Michael Corsten an der Universität Hildesheim, wie sich die Corona-Krise auf den Lebensweg junger Erwachsener auswirkt. Die Studie 'Generation Corona' belegt eindrucksvoll, dass fehlende Partys keineswegs das größte Problem im Krisenalltag junger Menschen sind. Wirklich belastend ist hingegen die Tatsache, dass ihnen inmitten jener Lebensphase, in der sie die Weichen für ihr berufliches und privates Leben stellen müssen, nahezu der gesamte vertraute Boden unter den Füßen weggezogen wird. Ganze Branchen drohen der Wirtschaftskrise zum Opfer zu fallen. Vermeintlich aussichtsreiche Ausbidungswege versanden im Nichts. Niemand weiß, welche Unternehmen und Betriebe überleben werden, wann wieder regulär gelernt und studiert werden kann, und ob die gewohnte Mobilität je wieder möglich sein wird. 'Vernarbungseffekt' nennen Wirtschaftswissenschaftler das Phänomen, dass die Jugend von heute möglicherweise ihr gesamtes künftiges Erwerbsleben lang unter den aktuellen schlechten Startbedingungen leiden wird.
Lösungsansätze statt Schuldzuweisungen
Angesichts dieser drohenden Konsequenzen verwundert es nicht, dass Jugendliche 'Corona' mit Verunsicherung, Angst und Trauer assoziieren. Sie fürchten um ihre eigenen privaten und beruflichen Zukunftsaussichten und die wirtschaftliche und soziale Existenz ihrer Familien. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Jugend zum großen Verlierer dieser Krise wird", fordert Bernd Hückstädt, "denn sie verdient eine faire Chance auf ein erfülltes Leben." Margret Baier ergänzt: "Wir brauchen jetzt keine Schuldzuweisungen, sondern innovative Lösungsansätze für die gemeinsame Zukunft von Alt und Jung."
Grundeinkommen gegen Grundverunsicherung
Der großen Verunsicherung und Zukunftsangst setzen die Wirtschaftsbioniker der Gradido-Akademie ihr 'Gradido-Modell' entgegen. Das Modell basiert auf der Gemeinwohlwährung 'Gradido', verabschiedet sich mit seiner Art der Geldschöpfung gänzlich vom bisherigen Schuldgeldprinzip und verfügt über einen integrierten Krisen-Rettungsschirm auf Basis eines 'Aktiven Grundeinkommens'. "Mit unserem Modell können wir die Krise erfolgreich meistern und jungen wie alten Menschen eine lebenswerte Zukunft bescheren", unterstreichen Baier und Hückstädt.
Krise als Chance für nachhaltige Kurskorrektur
Corona ist laut Hückstädt nicht die Ursache für all die Probleme, die gerade überdeutlich hervortreten. Vielmehr betrachtet er das Virus als eine Art Brandbeschleuniger für den Zerfall des maroden Wirtschafts- und Finanzsystems. Die Religionswissenschaftlerin Mirjam Schambeck ergänzt: "Die Ängste und Fragen, die Corona provoziert, werfen ein Schlaglicht auf die in Deutschland polarisierte Sozialstruktur." Jugendforscher Corsten sieht in der aktuellen Notwendigkeit, sich auf Provisorien einzulassen und Geduld fürs Warten zu erlernen, aber auch die Chance, eine Offenheit für alternative Lebensmodelle zu entwickeln.
Neue Welt braucht neue Wege
Das Gradido-Modell ebnet den Weg zu solchen neuen Lebensmodellen durch die 'Bedingungslose Teilhabe' Aller am gemeinschaftlichen Leben. Hückstädt erläutert: "Das ethische Grundprinzip von Gradido basiert auf dem 'Dreifachen Wohl', also darauf, das Wohl des Einzelnen mit dem der Gemeinschaft und dem großen Ganzen - im Sinne der Natur und Umwelt - in Einklang zu bringen. Der Einzelne ist Teil der Gemeinschaft, und diese wiederum Teil des 'Großen Ganzen', des Ökosystems. Ein Gradido hat etwa den Wert eines Euro. Pro Kopf werden pro Monat 3 × 1.000 Gradido geschöpft. Jeweils 1.000 Gradido für das 'Aktive Grundeinkommen', für den öffentlichen Haushalt und den 'Ausgleichs- und Umweltfonds'."
Staatsverschuldung auf Kosten künftiger Generationen ist tabu
Die Gemeinwohlwährung Gradido (GDD) wird für jeden Menschen als Guthaben geschöpft, ohne dass dadurch Schulden entstehen. Gradido orientiert sich damit am Vorbild der Natur, um Kindern und Enkeln eine lebenswerte schuldenfreie Zukunft zu bescheren. Der bisherige Konflikt, der daraus resultierte, dass heutige Generationen Schuldenberge für künftige auftürmten, ist damit Geschichte. "Für die Jugend könnte unser neues Wirtschafts- und Finanzmodell zukunftsweisend sein", betont Hückstädt, "und wir sehen es als unsere wichtigste Aufgabe, ihr die Freude am Leben und Lernen und das Vertrauen in sich und eine gute Zukunft zu erhalten."
Sicherheit ein Leben lang
Das 'Aktive Grundeinkommen' sichert die Grundversorgung aller Menschen und beseitigt damit die fortwährende Existenz- und Zukunftsangst, die das Immunsystem schwächt und die Psyche belastet. Es schafft so eine solide Basis für die bestmögliche persönliche und berufliche Entwicklung. Die 'Bedingungslose Teilhabe', die auch Kindern und Heranwachsenden die Möglichkeit gibt, sich für ihr 'Aktives Grundeinkommen' in die Gemeinschaft einzubringen, eröffnet nie gekannte Möglichkeiten, sich in verschiedensten Bereichen zu erproben, zu entwickeln und bei Bedarf auch zu verändern. Dabei sichert das 'Aktive Grundeinkommen' den Lebensunterhalt auch bereits während der Ausbildung. "Mit Gradido entsteht somit die beste Basis dafür, dass jeder Mensch zu seinem verbrieften Recht auf gesunde Entwicklung, Bildung und Weiterbildung kommt und wir jede Krise solidarisch meistern können", unterstreicht Hückstädt.
Details zum vollständigen 'Gradido-Modell' unter https://gradido.net
Quelle: Gradido-Akademie (ots)