Mehrheit für Rechtsanspruch auf Schutz für Opfer häuslicher Gewalt
In einer Umfrage im Auftag des Bundesfamilienministeriums hat sich eine große Mehrheit der Befragten (86,9 Prozent) dafür ausgesprochen, dass von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Kinder einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung haben sollten. Das berichtet der "Focus" am Mittwoch.
Zwei Drittel der Befragten (68,8 Prozent) befürworten demnach eine
finanzielle Unterstützung durch den Bund, falls Länder und Kommunen
keinen ausreichenden Schutz für Opfer häuslicher Gewalt bereitstellen.
63,4 Prozent schätzen häusliche Gewalt als "alltägliches Phänomen in der
Gesellschaft" ein. Und 31,5 Prozent der Befragten haben schon einmal
erfahren, dass jemand aus dem persönlichen Umfeld Opfer von häuslicher
Gewalt geworden ist.
Die Bundesregierung hat am Mittwoch das
Gewalthilfegesetz von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne)
beschlossen. "Deutschland hat ein Gewaltproblem gegen Frauen und mit
diesem Gesetz können wir die Gewalt bekämpfen", sagte Paus. "Diese
Trendumkehr ist bitter nötig." Der Entwurf sieht unter anderem eine
Finanzierung von Frauenhäusern auch durch den Bund vor. Die Kosten
werden bis einschließlich 2036 auf 2,6 Milliarden Euro veranschlagt. Die
FDP hatte dies stets aus Kostengründen abgelehnt.
Nach dem
Ampel-Aus könnte das Gewaltschutzgesetz noch vor den Neuwahlen am 23.
Februar Bundestag und Bundesrat passieren. Nötig dafür wäre allerdings
die Zustimmung der Unionsfraktion. Deren frauenpolitische Sprecherin
Silvia Breher (CDU) befürwortet "umfassende und langfristige Maßnahmen".
Ministerin
Paus appelliert an die Union, ihr Gesetz zu unterstützen. "Ich fände es
richtig gut, wenn wir dieses Gesetz gemeinsam beschließen", sagte Paus
bei einer Veranstaltung der Zeitung am Montag. "Jetzt ist die
Aufmerksamkeit da. Für die Frauen würde ich mir das wünschen."
In
der vergangenen Woche hatte das Bundeskriminalamt ein Lagebild
veröffentlicht, wonach von Männern verübte Straftaten und Gewalt gegen
Frauen 2023 zugenommen haben - Sexualstraftaten um 6,2 Prozent und Fälle
häuslicher Gewalt um 5,6 Prozent. 360 Frauen wurden so im
zurückliegenden Jahr getötet.
Quelle: dts Nachrichtenagentur