DDR-Forscher: Es gab deutlich weniger IM als angenommen
Archivmeldung vom 20.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer DDR-Forscher Ilko-Sascha Kowalczuk fordert einen differenzierteren Umgang mit der DDR-Vergangenheit und warnt vor Pauschalverurteilungen der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) des Ministerium für Staatssicherheit. "IM war auch nicht gleich IM. Nicht jeder war ein Verräter. Noch war jeder, der nicht IM war, automatisch kein Verräter", sagte der 45-Jährige in einem Interview mit der Zeitschrift "Superillu".
Seiner Meinung nach wird die Macht der Stasi überschätzt. "Sie war der SED, der Partei unterstellt, in jeder Hinsicht. Jeder SED-Kreissekretär hatte mehr Macht und Einfluss als ein Leiter einer Stasi-Kreisdienststelle", so Kowalczuk. Die Stasi sei ein zentraler Teil des SED-Herrschaftsapparates gewesen, "nicht mehr und nicht weniger".
Die bislang angenommene Zahl von 189.000 IM hält der Forscher für zu hoch. "Realistisch ist eine andere Zahl: 109.000 Inoffizielle Mitarbeiter. Diese stammt aus einer Aufstellung, die sich Stasi-Chef Erich Mielke im Frühjahr 1989 vorlegen ließ."
Kowalczuk plädiert für ein Ende der Skandalisierung einzelner Stasi-Fälle in den Medien, durch die auch das IM-Bild in der Öffentlichkeit stark geprägt worden sei. Die meisten IM hätten nicht über Familie, Freunde oder Dritte berichtet, sondern über "Arbeitsprobleme, Versorgungsengpässe, Havarien etc. Nur wenige waren auf Andersdenkende angesetzt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur