NSU-Prozess Opfer-Anwalt fordert Zschäpe auf, ihr Schweigen zu brechen
Archivmeldung vom 19.07.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Anwalt Mehmet Daimagüler, Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, hat die Hauptangeklagte Beate Zschäpe aufgefordert, ihr Schweigen zu brechen. Anlass ist der Versuch der 39-Jährigen, ihre Verteidiger Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl loszuwerden. Eine Aussage sei in Zschäpes eigenem Interesse, sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Ich hoffe und rechne auch damit, dass sie aussagt. Denn so kann es ja nicht weiter gehen. Zschäpe kann natürlich schweigen. Aber dann wird sie auf jeden Fall verurteilt und kriegt auch noch die besondere Schwere der Schuld hinterher, vielleicht sogar eine Sicherungsverwahrung."
Besser wäre es, sie gäbe Antworten auf folgende Fragen: Warum wurden ausgerechnet die zehn Todesopfer ausgesucht? Gab es lokale Helfershelfer? Welche Rolle haben V-Leute gespielt? "Das würde den Opferfamilien helfen und ihre Ausgangsposition verbessern", fuhr Daimagüler fort, denn: "Zschäpe steht vor den Trümmern ihrer Verteidigung. Je länger sie wartet, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sich eine Aussage strafmildernd auswirkt. Wenn Zschäpe am Ende nur noch retten will, was zu retten ist, ist das nicht mehr so glaubwürdig." Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die NSU-Opfer und ihre Angehörigen, Barbara John, hatte sich zuvor ähnlich geäußert.
Ombudsfrau der NSU-Opfer hofft auf Aussage von Zschäpe
Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die NSU-Opfer und ihre Angehörigen, Barbara John, hofft nach den jüngsten Entwicklungen im NSU-Prozess auf eine Aussage der Hauptangeklagten Beate Zschäpe. "Wenn Frau Zschäpe sagt, was sie weiß, dann wäre das auch für die Opfer eine Klärung der Frage, die sie sich immer wieder stellen: Warum unsere Angehörigen?", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" angesichts von Zschäpes Versuch, sich von ihren Verteidigern zu trennen. "Ich hoffe, dass das der Grund ihres Verhaltens ist." Eine Verzögerung des Prozesses sei jedenfalls nicht akzeptabel. "Es ist ohnehin schon so viel Zeit vergangen", beklagte John mit Blick auf die teilweise über zehn Jahre zurück liegenden Taten und den aufgrund des Streits um die Akkreditierung türkischer Journalisten verzögerten Prozessbeginn. "Durch einen weiteren Zeitverzug wird die Sache immer komplizierter. Eine Verschiebung wäre eine Katastrophe."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)