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Theologin Rahner für Aufhebung von Kirchenbann über Luther

Archivmeldung vom 13.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Porträt Martin Luthers nach seinem Tod (Lukas Furtenagel)
Porträt Martin Luthers nach seinem Tod (Lukas Furtenagel)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die katholische Theologin Johanna Rahner hat die Aufhebung des Kirchenbanns über Martin Luther gefordert und das Verhalten des Vatikans kritisiert. "Dort scheint man manchmal noch zu sehr in den alten Stereotypen zu denken, dass die 'Wildschweine im Weinberg des Herrn' wüten", sagt die renommierte Tübinger Professorin der ZEIT-Beilage Christ & Welt.

Rahner weiter: "Es ist schon traurig, dass auch gut begründete theologische Einsichten institutionell so wenig rezipiert werden." Im Vatikan fehle es mitunter an differenzierter theologischer Bildung.

Der Reformator Martin Luther wurde vor 500 Jahren exkommuniziert. Papst Leo X. verhängte den Bann in seiner Bulle im Januar 1521. Damit sei die Tilgung von Luthers Andenken über den Tod hinaus beabsichtigt gewesen, erklärt die Theologin. "Er hat nach dem Bann am Jüngsten Tag das Strafgericht Gottes zu fürchten." Die Theologin wies auf die Ankündigung des Lutherischen Weltbunds und des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen hin, an einer gemeinsamen Erklärung zu arbeiten. Zudem habe der für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch von einem Schmerz in der katholisch-lutherischen Trennungsgeschichte gesprochen.

"Ich plädiere dafür, weiter genau zu prüfen, ob die theologischen Positionen, die zur Exkommunikation Luthers geführt haben, wirklich außerhalb des Gemeinsamen stehen", sagt Rahner. Man müsse auch auf die Schuldgeschichte auf beiden Seiten blicken. "Mit einer symbolischen Handlung, die den Bann dem Vergessen anheimgibt, könnte die katholische Kirche zum Beispiel anerkennen, dass auch die theologischen Traditionen der evangelischen Kirche ein legitimes Erbe sind, sie also durchaus auch 'Kirche im eigentlichen Sinn' ist."

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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