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Umfrage: Glücksfall Mauerfall?

Archivmeldung vom 05.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
"Wutbürger": Menschenmengen auf der Berliner Mauer Ende 1989 nach dem historischen Mauerfall (Symbolbild)
"Wutbürger": Menschenmengen auf der Berliner Mauer Ende 1989 nach dem historischen Mauerfall (Symbolbild)

Foto: Lear 21
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Deutschen in Ost und West schätzen den Mauerfall mehrheitlich als positives Ereignis ein. Von den 57 Prozent im Osten und 54 Prozent im Westen sind sogar 29 (Ost) bzw. 24 Prozentpunkte (West), die den Mauerfall "sehr positiv" sehen.

Nur etwa jeder siebte Bundesbürger (Ost: 14% - West: 15%) zählt sich zu den Kritikern, die den Mauerfall negativ beurteilen. Knapp ein weiteres Drittel der Bevölkerung in Deutschland (Ost: 29% - West: 32%) verhält sich bei der Einschätzung neutral, kann sich nicht zwischen positiver oder negativer Bewertung entscheiden.

Nur wenige Jüngere urteilen negativ

Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt, dass auch jüngeren Menschen unter 34 Jahren, die die Zeit vor dem Mauerfall nicht oder zumindest nicht bewusst miterlebt haben, das Ereignis überwiegend positiv beurteilen (50%). Allerdings liegt bei dieser Gruppe der Anteil der neutralen Einstufung mit 39 Prozent - gegenüber 32 Prozent im Bundesdurchschnitt - relativ hoch. Die Bilanz ist aber eindeutig: Auf fünf Befürworter der Wiedervereinigung kommt bei den Jüngeren nur circa ein Gegner.

Bessergebildete und Einkommensstärkere urteilen positiver

Insbesondere in Ostdeutschland hängt die Beurteilung stark von der formalen Schulbildung und noch stärker vom Einkommen der Bürger ab. Personen, die in Haushalten mit einem Nettoeinkommen von unter 1.500 Euro im Monat leben, sehen den Mauerfall deutlich kritischer als der Durchschnitt, 28 Prozent haben eine negative Meinung, gegenüber 27 Prozent, die positiv über den Mauerfall denken.

Was zusammengehört: Warum der Mauerfall positiv bewertet wird

Für Befragte, die den Mauerfall positiv beurteilen, gibt es zwei Hauptgründe:

Ein gemeinsames Deutschland und Freiheit. Vier von zehn ostdeutschen Mauerfall-Befürwortern nennen den Freiheitsaspekt (41%) und meinen damit eher die Freiheit, sich frei bewegen zu können und Reisefreiheit, als Meinungsfreiheit. Im Westen steht der Einheitsaspekt im Mittelpunkt der Begründungen. Jeder zweite (52%) der Mauerfall-Befürworter äußert sich bei der offenen Frage in diese Richtung (Deutschland gehört zusammen, die Grenze ist weg, Wiedervereingung etc.). Im Osten begründen 38 Prozent ihre positive Bewertung mit diesem Argument.

Mauerfallgegner: Wessis klagen über Kosten, Ossis über Einkommensunterschiede

Bei den Gegnern des Mauerfalls unterscheiden sich die Begründungen deutlich stärker zwischen Ost- und Westdeutschen. Diejenigen, die den Mauerfall negativ beurteilen, beklagen in Westdeutschland vor allem die mit der Vereinigung verbundenen hohen Kosten und Steuern (33%) mit Aussagen wie "hat Milliarden gekostet", "wir zahlen immer noch" etc. Jeder fünfte (20%) im Westen hadert mit der vermeintlichen Mentalität der Ostdeutschen ("haben nichts dazugelernt", "sind nie zufrieden" etc.). Dem schließen sich allerdings auch 15 Prozent der Ostdeutschen selbst an.

Ansonsten sehen ostdeutsche Mauerfallgegner vor allem die immer noch bestehenden Unterschiede zwischen Ost und West hinsichtlich Einkommen und Renten kritisch. Jeder Vierte (25%) macht den Wegfall der Mauer auch für die Arbeitslosigkeit in seiner Region verantwortlich. In geringem Ausmaß werden im Osten auch die hohe Kriminalitätsrate sowie die hohe Zahl der Ausländer beklagt. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Ost und West liegen die Anteile dieser negativen Begründungen allerdings auf einem niedrigen Niveau.

Datenbasis: Repräsentative face-to-face Mehrthemenumfrage von 2.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland. Feldzeit: 02. bis 15. September 2019

Quelle: Ipsos GmbH (ots)

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