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Bundeskriminalamt: Berlin ist "Dreh- und Angelpunkt" vietnamesischer Menschenhändler

Archivmeldung vom 18.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Immer mehr Arbeitsplätze gleichen Lohnsklaverei  mit Lohnsklaven (Symbolbild)
Immer mehr Arbeitsplätze gleichen Lohnsklaverei mit Lohnsklaven (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Berlin gilt nach Einschätzung des Bundeskriminalamts als "Dreh und Angelpunkt" vietnamesischer Menschenhändler in Westeuropa. Das erklärte Carsten Moritz, Referatsleiter Menschenhandel beim Bundeskriminalamt (BKA), im Interview mit rbb24 Recherche.

Von zentraler Bedeutung sei dabei ein Industrie- und Gewerbegebiet im Stadtbezirk Lichtenberg, auf dem sich auch viele vietnamesisch-stämmige Geschäftsleute angesiedelt haben. Von Berlin aus würden illegal eingeschleuste Vietnamesen an Geschäftsleute in Deutschland und Westeuropa vermittelt. Dort müssten sie dann die Kosten für die Schleusung, 10.000 bis 20.000 Euro pro Person, abarbeiten.

Bei Einsätzen der Polizei sowie der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) sei man deutschlandweit in Massagestudios, Nagelstudios, aber auch in Restaurants, der Fleisch- oder Schlachtindustrie sowie der Textil- und Reinigungsbranche auf illegal beschäftigte Vietnamesen gestoßen. Die Menschen seien dort unter "ausbeuterischen Bedingungen" beschäftigt worden. Ihr Einsatz erfolge vor allem in Bereichen, so Carsten Moritz, "wo man mit relativ geringen, unauffälligen Mitteln hohe Gewinne erzielen kann."

Deutschland gilt sowohl als Transit- als auch als Zielland. Im vergangenen Jahr wurde bei Überprüfungen von Geschäften und Unternehmen festgestellt, dass sich unter den illegal Beschäftigten auch Minderjährige befinden. Sie wurden, wie auch die Erwachsenen, in ihrer Heimat mit dem Versprechen, in Deutschland und Westeuropa arbeiten und Geld verdienen zu können, angelockt. Hinter den Schleusungen stecke, so das BKA "ein riesiges Netzwerk", dass "in ganz Europa aktiv" sei und "gewaltige Summen" umsetze. In Deutschland seien die vietnamesisch-stämmigen Gruppierungen, "die im Bereich des Menschenhandels und der Arbeitsausbeutung aktiv sind" inzwischen im gesamten Bundesgebiet vertreten.

Auf Initiative des BKA soll aufgrund der steigenden nationalen und internationalen Fallzahlen im Jahr 2021 europaweit gegen die vietnamesische Kriminalität, den Menschenhandel und die Arbeitsausbeutung vorgegangen werden. Bei der Bekämpfung werde man unter anderem mit den Polizeibehörden Polens, Großbritanniens, der Niederlande, Österreichs, der Schweiz, Belgiens und Tschechiens sowie Europol zusammenarbeiten.

Das ERSTE berichtet über die Hintergründe des Schleusergeschäfts am 18. Januar 2021, um 23.05 Uhr, in "Die Story im ERSTEN: Handelsware Kind - Die Mafia der Menschenhändler".

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)


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