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Letzter DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière beklagt Schwarz-Weiß-Schema beim Erinnern an die DDR

Archivmeldung vom 04.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière hat das "Schwarz-Weiß-Schema" beim Erinnern an die DDR beklagt. Die Tendenz zu nostalgischer Verharmlosung der DDR-Vergangenheit habe ihre Ursache darin, "dass wir nach der Wende eine ebenso undifferenzierte Verneinung all dessen gehabt haben, was die DDR ausmachte.

Als Trotzreaktion darauf gibt es jetzt weithin eine ebenso undifferenzierte Verklärung", sagte de Maizière dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Andererseits rühre der Eindruck, dass die DDR-Vergangenheit auf die Stasi reduziert werde, daher, dass "ein Teil der Bürgerrechtler meint, die Deutungshoheit über die DDR errungen zu haben. Sicherlich, keiner kann die Stasi in der Erinnerung ausklammern. Aber manchmal gewinnt man den Eindruck, dass sie heute gegenwärtiger ist als zur Zeit ihrer Existenz", sagte de Maizière. Die Ereignisse von 1989 wären "früher geschehen, wenn die Menschen nur unter der Knute gelebt hätten. Das Leben funktionierte trotz all dieser Widrigkeiten", sagte de Maizière, der als Rechtsanwalt in Berlin tätig ist. "Wenn man heute sagt, jeder Bäcker, der morgens um drei oder halb vier aufgestanden ist, um pünktlich Brot zu liefern, oder jeder Chirurg, der an seinem Operationstisch gestanden hat, war eine Stütze des Systems, dann ist das objektiv vielleicht richtig, ignoriert aber die Lebensleistung dieser Menschen." Die Ostdeutschen hätten "in dieser Situation, in der sie leben mussten, in der ganz überwiegenden Zahl ihre Würde behalten - in dem Maße, wie das System es ihnen erlaubte".

Quelle: Der Tagesspiegel


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