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Honeckers Enkel: "Ich hatte Westjeans"

Archivmeldung vom 02.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Fabian Pittich
Erich Honecker Bild: bundesarchiv / de.wikipedia.org
Erich Honecker Bild: bundesarchiv / de.wikipedia.org

Der Enkel Erich Honeckers, Roberto Yánez Betancourt y Honecker, 36, äußerte sich in einem langen Interview mit dem ZEITmagazin erstmals über seinen Großvater. Er habe ihn als netten, liebenswerten Menschen wahrgenommen: "Für mich war er kein Staatsmann. Jeden Samstag holten mich seine Fahrer ab und fuhren mich nach Wandlitz, wo wir mit dem Hund spazieren gingen, Rad gefahren sind, gegessen haben." Sein Großvater sei ein "einfacher Mann, ein Bergarbeitersohn" mit ein paar Leidenschaften gewesen: "Er ging gern zur Jagd, er hatte seine Datsche, aber er war nicht auf dem Golfplatz, während seine Arbeiter geschuftet haben."

Roberto ist der Sohn von Honeckers Tochter Sonja und eines Chilenen, und lebte bis 1990 in Ostberlin. In der DDR wusste man kaum etwas über ihn, aber es gab Gerüchte über zahlreiche Privilegien, so soll er als einziges Kind im Land einen ferngesteuerten Spielzeug-Hubschrauber besessen haben. Das allerdings verneint Roberto Yánez Betancourt y Honecker: "Ich hatte ein ferngesteuertes Auto, Westjeans und noch ein paar andere Dinge, die andere Kinder nicht hatten." Ein anderes Mal sei sein Großvater mit einer Lederjacke angekommen, die er von Udo Lindenberg nach dessen Auftritt in Ost-Berlin geschenkt bekommen hatte.

Über die Toten an der Mauer habe er mit seinem Großvater nicht gesprochen. Wenn er heute noch einmal mit seinem Großvater sprechen könnte, würde er ihn vielleicht fragen, warum es keine Lockerung der Reisepolitik gegeben habe. "Ich sehe es so: Wenn ich will, dass meine Leute glücklich werden, dann kann ich sie nicht einsperren. Das war für mich sein größter Fehler. Das Land war ein Gefängnis, und deshalb war bereits nach vierzig Jahren Schluss." Roberto Honecker Yánez Betancourt y Honecker lebt im Haus seiner Großmutter Margot Honecker in Santiago de Chile. Sie wollte nie, dass der Enkel mit der Presse spricht, nun hat er sich zum ersten Mal über ihren Wunsch hinweggesetzt. Über seine Großmutter sagt er: "Ich spreche manchmal Dinge an, aber es ist schwierig mit ihr... Sie steht zum Kommunismus in einer Weise, die mir nicht gefällt. Sie ist sehr stur."

Quelle: DIE ZEIT

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