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Neuer Missbrauchsfall im Bistum Hildesheim

Archivmeldung vom 27.01.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Im Fall des Missbrauchstäters Pfarrer Peter R. hat sich nach WDR Recherchen ein weiteres mutmaßliches Opfer gemeldet. Es handelt sich um die Mutter einer heute 20jährigen jungen Frau aus Hildesheim, die in der WDR/ARD Dokumentation "Richter Gottes" vom 30.11.2015 bereits selbst ihren Missbrauch durch den pensionierten Pfarrer Peter R. öffentlich gemacht hatte.

Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt, da das Bistum Hildesheim im Fall des jungen Mädchens 2010 keinen Hinweis auf einen Missbrauch gesehen hatte. Das Bistum hatte weder die Erziehungsberechtigten noch die staatlichen Behörden umgehend informiert, obwohl es sich bei dem beschuldigten Pfarrer um einen der beiden Haupttäter des Missbrauchsskandals am Berliner Canisius-Kolleg - mit mutmaßlich über 100 Opfern - handelte. Erst auf Druck der Erziehungs-berechtigten informierte das Bistum die zuständige Staatsanwaltschaft, allerdings ohne über die bekannte Vorgeschichte des Täters zu informieren. Der Pfarrer wurde wie ein Ersttäter behandelt, das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage wegen mangelnden öffentlichen Interesses eingestellt. Ehemalige Canisius-Schüler, sowie die Opfergruppe "Eckiger Tisch" forderten daraufhin im Dezember 2015 den Rücktritt des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle. Nach anhaltender Kritik am Vorgehen des Bistums räumte Bischof Norbert Trelle in dem Fall nachträglich Fehler ein.

In dem am heutigen Mittwoch, 27.1.2016, in der WDR Reihe "die story" ausgestrahlten zweiten Teil der Dokumentation, schildert nun die heute 39jährige Mutter des jungen Mädchens, dass auch sie ab 1993 von Pfarrer R. sexuell belästigt worden sei. "Ich musste mich auf seinen Schoß setzten, und seine Hand wanderte auch unter den Pullover und berührte die Brüste und fasste mir in den Schritt, und er versuchte auch, mit dem Gesicht näher zu kommen", schildert sie ihre Begegnungen mit dem inzwischen pensionierten Pfarrer. Dieser wurde - trotz über 100 dokumentierter Fälle zwischen den siebziger Jahren und 2006 bis heute - strafrechtlich nie belangt.

Das Bistum Hildesheim sei seit September 2015 auch über ihren Fall informiert, sagt die 39jährige, die ihren Namen nicht veröffentlichen möchte, dem WDR. Man habe aber bislang keinen Kontakt zu ihr aufgenommen.

Der Unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung nimmt nun Stellung zu den Ereignissen: "Ich habe den Eindruck, dass da immer noch eine Tendenz ist, die Institution schützen zu wollen, indem man Informationen zurückhält und Tatsachen nicht nach außen trägt, also Transparenz verhindert", sagt Johannes-Wilhelm Rörig zum Hildesheimer Fall. "Ich fordere das Bistum Hildesheim auf, dass sie jetzt einen unabhängigen Ermittler einsetzen, der schaut, ob da weitere Straftaten im Raum stehen."

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)

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