Mafiaexpertin Reski: Deutschland steckt in Sachen Mafia-Bekämpfung in der Steinzeit
Archivmeldung vom 01.09.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie italienische Mafia ist auch in Deutschland äußerst aktiv. Dennoch werde ihre Macht hierzulande weithin unterschätzt, meint die Mafiaexpertin und Autorin Petra Reski. "Wir sind in Deutschland in einer Art Steinzeit, was das Bewusstsein für das Problem betrifft", sagte Reski im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland".
Die jüngsten Äußerungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) über mögliche Gesetzesänderungen zur Beweislastumkehr sowie zur Ausweitung von Beschlagnahmungen hält Reski für Wahlkampfgerede. "Ich würde mir ja sehr wünschen, dass die Ankündigungen, die bei solchen Veranstaltungen gemacht werden, auch in die Tat umgesetzt werden. Aber ich bin da skeptisch, gerade was das Vorhaben angeht, bereits die Mafia-Zugehörigkeit unter Strafe zu stellen", erklärt die in Venedig lebende Schriftstellerin.
Deutsche Staatsanwälte, mit denen sie im Gespräch sei, stellten immer wieder fest, "dass die Möglichkeiten zur Verfolgung der Mafia in Deutschland nicht annähernd mit denen in Italien vergleichbar sind". In Italien könne man schon Güter konfiszieren, sobald die Clan-Zugehörigkeit von einer bestimmten Zahl von Quellen bestätigt ist. "Solch eine präventive Beschlagnahme ist in Deutschland undenkbar. Dabei betonen alle Anti-Mafia-Staatsanwälte, dass man die Mafia nur beim Geld treffen kann", so Reski.
Quelle: neues deutschland (ots)