TÜV SÜD verschärft erfolgreich Vorgehen gegen Prüfzeichenfälscher
Archivmeldung vom 08.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAm 10. Juni ist wieder der World Anti-Counterfeiting Day und rückt das Bewusstsein darüber in den Fokus, welchen Schaden Produkt- und auch Prüfzeichenfälschungen anrichten können und wie dagegen vorgegangen wird.
TÜV SÜD ist allein in den letzten fünf Jahren in über 200 Fällen an der EU-Außengrenze vor der Einfuhr in die EU und in ebenso vielen bei Messekontrollen an Ausstellungsständen gegen Prüfzeichenfälscher vorgegangen. Dabei konnten mit Hilfe der Verfolgungsbehörden über eine Million Produkte beschlagnahmt und aus dem Verkehr gezogen werden, davon ca. 800.000 an der EU-Außengrenze sowie weitere bei Messekontrollen.
TÜV SÜD führt den Kampf gegen Produktpiraten kompromisslos weiter. Dabei geht es neben dem Schutz von Prüfzeichen und Marke vor allem um die Sicherheit und Gesundheit der Verbraucher. Auch für das TIC Council (internationale Industrievereinigung der Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsunternehmen) ist der Kampf gegen Fälschungen ein wichtiges Thema: Im Dezember 2021 startete eine entsprechende Anti-Counterfeiting Awareness-Kampagne.
Fälschungen betreffen alle Wirtschaftszweige, nahezu jeder Sektor ist inzwischen davon betroffen - darunter Konsumgüter und Elektronik, Lebensmittel und Getränke, Arzneimittel und Medizinprodukte wie Schutzausrüstungen in der COVID-19-Pandemie. Die Zeit der Pandemie hat in den USA und in Europa aufgrund des verstärkten Online-Shoppings zu einem starken Anstieg von gefälschten und minderwertigen Produkten geführt[1]. Die stark gestiegene Zahl an gefälschten Produkten stellt genau diese Bedrohung für die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher dar. Die Behörden diesseits und jenseits des Atlantiks haben in den letzten Jahren Millionen von gefälschten, minderwertigen oder missbräuchlich gekennzeichneten Produkten beschlagnahmt und damit die Welt sicherer gemacht.
"Die Fälschung von Produkten ist ein ernsthaftes Problem, das wir mit allen Mitteln bekämpfen müssen", sagt Holger Lindner, CEO der TÜV SÜD Product Service Division. Der materielle Schaden für die einzelnen Unternehmen und für die Gesamtwirtschaft sei gewaltig. "Zudem unterlaufen Produktpiraten die gesetzlichen Vorgaben für sicherheitsrelevante Prüfungen, beispielsweise nach dem deutschen Geräte- und Produktsicherheitsgesetz oder nach den europäischen Produktsicherheitsrichtlinien", so Lindner. Wenn Produkte geprüft und zertifiziert werden, geschieht dies in der Regel, um Gefahren wie Stromschlag, Feuer, Verbrennungen, chemische Risiken, elektromagnetische oder ionisierende Strahlung und daraus entstehende Personenschäden zu vermeiden. Hersteller und Händler, die die ordnungsgemäßen Prüf- und Zertifizierungsanforderungen umgehen, setzen die Verbraucher einem Risiko aus. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, arbeiten Markeninhaber, Verbände und Behörden auf internationaler Ebene immer enger zusammen. Zur Unterstützung hat das EU-Markenamt in Alicante zur intensiveren und sicheren Kommunikation der Markeninhaber mit den EU Law Enforcement-Behörden das EUIPO-IP Enforcement Portal eingerichtet, wo derzeit bereits mehrere hundert Behörden angeschlossen sind.
Null-Toleranz-Strategie bei Prüfzeichenfälschern
Für Fälscher sind vor allem bekannte Marken interessant. Dazu zählen Prüfzeichen wie das Oktagon von TÜV SÜD. "Wir verfolgen im Kampf gegen Prüfzeichenfälscher eine Null-Toleranz-Strategie", betont Lindner. "Dabei haben wir neben dem Schutz unserer Prüfzeichen und unserer Marke vor allem auch den Schutz der Verbraucher vor minderwertigen und gefährlichen Produkten im Blick." Seit dem Jahr 2017 konnten auf diese Weise über eine Million Produkte beschlagnahmt und vernichtet werden. Bei den beiden größten Aktionen in den letzten zwei Jahren haben z.B. jeweils das Hauptzollamt Heilbronn und die italienische Guardia di Finanza Feuerzeuge mit gefälschtem Prüfzeichen beschlagnahmt und auf Kosten der Verletzer vernichtet. Bei weiteren Beschlagnahmungen am Hamburger Hafen, am Hafen in Rotterdam und in Klaipeda/Litauen kamen Scheibenwischer, Handwerkzeuge wie Hämmer und Schraubendreher und Alufelgen dazu.
"Allein diese Aktionen zeigen die internationale Dimension der Produktpiraterie", erklärt Holger Lindner. "Deshalb gehen wir gegen die kriminellen Machenschaften auch im internationalen Verbund der Zertifizierungsgesellschaften im TIC Council Anti-Counterfeiting Committee unter Koordination von Europol und Interpol vor." Zwar liegt die Kontrolle in der Verantwortung von Zoll und nationalen Marktaufsichtsbehörden, aber TÜV SÜD hat zusätzliche Aktivitäten zum Schutz der eigenen Marken entwickelt. In Deutschland kontrolliert TÜV SÜD u. a. die Aktionsangebote des Handels in der Werbung und in den Verkaufsstellen vor Ort, wie die einschlägigen Internet-Handelsplattformen. "Wenn wir dabei Ungereimtheiten beim Umgang mit unseren Prüfzeichen feststellen, fordern wir den Anbieter zur Klärung auf. Beim einem Missbrauch gehen wir zivil-, marken- und strafrechtlich gegen die Anbieter vor und setzen das Produkt bzw. die gefälschte Genehmigung auf unsere Schwarze Liste, die im Internet veröffentlicht wird", berichtet der CEO.
Schließung von dubiosen Online-Angeboten
Zudem stellt TÜV SÜD mit gezielten Online-Fahndungsmaßnahmen sicher, dass auch kriminelle Machenschaften im Internet und in den Online-Shops entdeckt werden. Hierbei läuft mittlerweile auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz an. "Wenn wir im Rahmen unserer Überwachung auf gefälschte Prüfzeichen, -berichte, Zertifizierungsdokumente, falsche Angaben über behördliche Zulassungen oder kriminelle Machenschaften aufmerksam werden, veranlassen wir die sofortige Schließung des verletzenden Angebots", betont Lindner. Die Grundlage dafür sind entsprechende Schutzverträge mit den einzelnen Plattformbetreibern.
Mit Blick in die Zukunft rechnet TÜV SÜD in zunehmendem Maße auch bei Angaben zur Cyber Security und zur Nachhaltigkeit mit Fälschungen und missbräuchlichen Angaben. Die Prüforganisation ist entsprechend darauf vorbereitet und kontrolliert auch hier mit entsprechender Akribie, damit Verbraucher in geprüfte (cyber-)sichere und nachhaltige Produkte entsprechendes Vertrauen haben können.
Für das TIC Council ist der Kampf gegen Fälschungen ebenfalls ein wichtiges Thema. Im Dezember 2021 startete das TIC Council mit der Anti-Counterfeiting Awareness Kampagne "Check the Fake and Be Safe", die die Verbraucher für die Gefahren sensibilisieren soll, die von gefälschten Produkten bzw. gefälschten Prüfzeichen oder Prüfberichten für unsere Gesundheit und Sicherheit ausgehen.
Unterscheidung eines echten von einem gefälschten Prüfzeichen
Ein echtes Zertifizierungszeichen kann in verschiedenen Formen wie einem Etikett, einem Anhänger oder auf der Gebrauchsanleitung zu erkennen sein. Oft ist es jedoch schwierig, zwischen einem echten und einem gefälschten Prüfzeichen zu unterscheiden; da die Verbreitung von Produkten mit gefälschten Prüfzeichen zugenommen hat, insbesondere durch die große Nachfrage beim Online-Einkauf. Hinzu kommt, dass solche Abbildungen oft die echten Prüfzeichen wiedergeben, aber keine oder nur eine gefälschte Genehmigung zur Verwendung existiert.
Häufige Anzeichen, auf die Verbraucher achten sollten, wenn sie die Echtheit eines Prüfzeichens beurteilen wollen:
- Auf Rechtschreibfehler, Fehler oder Fehldrucke auf Etiketten, Anhängern, Schildern oder Verpackungen achten.
- Misstrauen bei Preisen, die "zu gut sind, um wahr zu sein".
- Genau auf offensichtliche Qualitätsmängel bei der Verpackung, der Bedienungsvorgaben oder dem Produkt selbst achten.
- Misstrauen bei Produkten von unbekannten Verkäufern, Online-Auktionen oder No-Name-Shops (mit unlesbaren Namen oder Lieferfristen von z.B. 6 Wochen oder mehr).
[1] Jüngsten verfügbaren Berichten der OECD und des EUIPO zufolge beläuft sich der Handel mit gefälschten und nachgeahmten Produkten auf mehr als 500 Milliarden Dollar jährlich, was mehr als 3 % des Welthandels (EU: 121 Mrd. Euro, fast 7 % des EU-Handelsvolumens) entspricht.
Quelle: TÜV SÜD AG (ots)