Chefökonom Birol: "Das Ende des einfach zu fördernden Öls ist erreicht"
Archivmeldung vom 27.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Internationale Energieagentur (IEA) in Paris warnt angesichts der aktuellen Entwicklung auf den Rohölmärkten vor ernsten Konsequenzen für die Weltwirtschaft. "Es wird immer schwieriger, die Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu halten", erklärte Fatih Birol, Chefökonomen der IEA, gegenüber "Frontal21".
"Wenn wir die Produktion nicht erhöhen und die Nachfrage senken, dann wird es sehr ungemütlich in den nächsten Jahren." Auch bei steigender Produktion würden die Ölpreise kaum wieder zurückgehen. Es sei optimistisch zu glauben, dass der Preis je wieder auf das Niveau der Vergangenheit sinkt. Noch im vergangenen Jahr hatte die Internationale Energieagentur in ihrem jährlichen "Energy Outlook" angenommen, dass die Welt-Ölreserven auf Jahre ausreichen würden, um die steigende Nachfrage zu bedienen.
"Wir haben immer noch genug Ölreserven. Aber das Ende des einfach zu fördernden Öls ist erreicht", betonte Fatih Birol. Die Folge seien höhere Erschließungskosten und damit höhere Erdölpreise. Er warnte vor einem Abflauen der Konjunktur und einem höheren Inflationsdruck als Konsequenz hoher Erdölpreise: "Das ist gar nicht gut. Dass bedeutet höhere Transportkosten, damit höhere Lebensmittelpreise und höhere Preise für alles, was wir machen, weil der Transport eine Schlüsselrolle in unserer Gesellschaft spielt."
Birol appellierte an die Industrienationen, ihren Ölverbrauch zu senken und in alternative Energien zu investieren: "Auch wenn die Preise steigen, wir müssen uns damit arrangieren. Es ist deshalb dringend erforderlich, Alternativen zum Öl zu finden, das noch vorhandene Öl effizienter zu nutzen und uns damit auf weitere hohe Preissprünge einzustellen."
Quelle: ZDF