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Stadtdechant Kleine geht auf Distanz zu Woelki

Archivmeldung vom 01.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kindesmissbrauch in der Kirche hat eine lange Tradition - und nicht nur dort! (Symbolbild)
Kindesmissbrauch in der Kirche hat eine lange Tradition - und nicht nur dort! (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Als erster führender Geistlicher aus der Leitung des Erzbistums Köln geht Stadtdechant Robert Kleine, der zugleich Domkapitular und Stellvertreter des Dompropstes ist, im Konflikt um die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs auf Distanz zum Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki. Dessen Ansinnen zur Aufklärung sei durch die Zurückhaltung eines Münchner Rechtsgutachtens "desavouiert", sagte Kleine dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Er sprach von einer desaströsen Außenwirkung, die sich an hohen Austrittszahlen zeige, aber auch an der "Verzweiflung" der Gläubigen. Diese würden "mürbe gemacht" und "ein Stück weit in Mithaftung" für das Verhalten der Bistumsleitung genommen. Er könne derzeit niemandem einen Kirchenaustritt verdenken.

Kleine stellte sich hinter die Laiengremien des Erzbistums, die von einem völligen Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens in den Erzbischof gesprochen hatten. "Ich kann das sehr gut nachvollziehen", sagte Kleine. Er unterstützte auch den Ruf nach personellen Konsequenzen. "In vielen anderen Bereichen übernehmen Führungskräfte sogar politische Verantwortung für Fehler, die sich persönlich nicht einmal zurechnen lassen müssen. Bei uns waren Verantwortliche auch persönlich involviert. Daher müssten sie erst recht sagen: Dafür stehe ich ein." Die Namen seien im Übrigen schon heute bekannt. "Alle wissen, wer im Erzbistum in verantwortlicher Position war: Erzbischöfe, Generalvikare, Personalchefs." Damit zielte Kleine insbesondere auf die früheren Generalvikare des 2017 verstorbenen Kardinals Joachim Meisner, Norbert Feldhoff (Dompropst a.D.), Dominik Schwaderlapp (heute Weihbischof in Köln) und Stefan Heße (Erzbischof von Hamburg).

Diese Konsequenzen dürften nicht auf die lange Bank geschoben werden, sondern müssten spätestens mit Veröffentlichung eines von Woelki in Auftrag gegebenen Ersatzgutachtens am 18. März bekannt gegeben und vollzogen werden. "Da geht es nicht darum, dass Köpfe gefordert würden. Die Menschen haben vielmehr die berechtigte Erwartung, dass die Befunde der Juristen nach mehrjähriger Arbeit Folgen haben." Wenn es überhaupt noch ein Stück Glaubwürdigkeit gebe, dann hänge sie am 18. März am seidenen Faden.

Als Mitglied des Domkapitels gehört Kleine zu den 16 Würdenträgern, denen im Erzbischof Köln das Recht zur Wahl eines neuen Erzbischofs zukommt.

In scharfer Form distanzierte sich Kleine auch vom Kölner Weihbischof Ansgar Puff, der die Berichterstattung der Medien mit Methoden des NS-Reichspropagandaministers Joseph Goebbels verglichen hatte. "Die Nazi-Keule herauszuholen, finde ich nie gut. Ansgar Puff kann es gemeint haben, wie er will: Wenn er ein Video aufnimmt, dann ist das keine spontane, sondern eine überlegte Äußerung. Da kann und muss man ausschließen, dass etwas falsch verstanden werden kann. Am besten, indem man solche Vergleiche gar nicht erst anstellt."

Puffs jüngste Äußerung falle in eine "Reihe von desaströsen Kommunikationsfehlern" der Bistumsleitung wie etwa Entschuldigung des Erzbischofs für die an ihm geübte Kritik oder die Vorlage einer Verschwiegenheitserklärung anlässlich eines Hintergrundgesprächs mit Journalisten. Den Eindruck einer Medienkampagne wies er ausdrücklich zurück. "Für das Desaster tragen diejenigen Verantwortung, die es anrichten, nicht diejenigen, die davon berichten."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)


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