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Historiker Großbölting spricht im Missbrauchsskandal von Blockadehaltung der Institutionen Kritik an den Kirchen

Archivmeldung vom 20.11.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.11.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Thomas Großbölting
Thomas Großbölting

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Hamburger Zeithistoriker Thomas Großbölting sieht im Missbrauchsskandal eine Blockadehaltung der Institutionen, insbesondere der Kirchen. "Dass es eine allgemeine Bereitschaft zur Aufarbeitung des Missbrauchs gäbe, ist für mich nicht erkennbar", sagte Großbölting dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe). Im Katholizismus etwa erlebe er auch in der eigenen Arbeit "nach wie vor einen starken, von mir unterschätzten Anteil reaktionärer Kräfte, die allen Aufarbeitungsbestrebungen ablehnend und mit Blockade begegnen", so der Wissenschaftler, der 2022 eine von ihm mitverantwortete Studie zum Missbrauchsskandal im Bistum Münster veröffentlicht hat.

Es gebe "kaum institutionelle Lernprozesse. Das ist schon seltsam", stellte Großbölting auch mit Blick auf die evangelische Kirche fest, die eine eigene Missbrauchsstudie für Januar 2024 in Aussicht gestellt hat. Zur Erklärung sagte der Historiker, das Meinungsspektrum innerhalb der Institutionen klaffe so weit auseinander, "dass ein einhelliges Vorgehen ganz schwierig, wenn nicht unmöglich" sei.

Mit Blick auf aktuelle Diskussionen über den Umgang der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen früheren Kirchenmitarbeiter sagte Großbölting, die Konfliktlinien wirkten "wie vorgestanzt": auf der einen Seite das Abwehren und Verleugnen, auf der anderen Seite die Forderung nach raschen und tiefgreifenden Konsequenzen. "Auf beiden Seiten fehlt mir der Moment des Innehaltens, der aus der moralischen Abwehr oder Empörung einen reflektierten Umgang macht, der vor allem die Belange der Betroffenen mitdenkt."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)

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