Sterbefallzahlen in der 17. Kalenderwoche leicht über dem Durchschnitt der Vorjahre
Archivmeldung vom 22.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttNach vorläufigen Ergebnissen sind in der 17. Kalenderwoche (20. bis 26. April 2020) in Deutschland mindestens 17 974 Menschen gestorben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, sind die Sterbefallzahlen damit im Vergleich zur Vorwoche (13. bis 19. April) um 882 Fälle gesunken, sie liegen jedoch noch immer etwa 3 % über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.
Im Vergleich zu den einzelnen Jahren liegen die Sterbefallzahlen dieser Woche in einer Spannweite von 5 % über den Zahlen von 2016 und 1 % über denen von 2019. Die erhöhten Sterbefallzahlen zeigen sich seit der 13. Kalenderwoche (23. bis 29. März). In der 15. Kalenderwoche war die Abweichung mit 2 251 Fällen beziehungsweise 13 % über dem vierjährigen Durchschnitt am größten.
Die aktuelle Entwicklung der Sterbefallzahlen ist auffällig, weil die Grippewelle in diesem Jahr bereits seit Mitte März als beendet gilt. Üblicherweise beeinflussen Grippewellen bis Mitte April die Sterblichkeit. Es ist deshalb naheliegend, dass die aktuell beobachtete leichte Übersterblichkeit in einem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie steht.
Eine Übersterblichkeit nach der hier verwendeten Definition liegt dann vor, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahresverlauf mehr Menschen sterben, als nach den Fallzahlen vergangener Jahre (hier im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019) zu erwarten gewesen wäre.
Ausmaß der Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering
Im europäischen Vergleich ist das Ausmaß der sogenannten Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering. Das nationale Statistische Amt Italiens (Istat) berichtet beispielsweise von einer um 49 % erhöhten Sterbefallzahl für den März 2020 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Für den Ballungsraum Stockholm meldet das nationale Statistische Amt Schwedens (SCB) für die Kalenderwochen 14 bis 16 sogar doppelt so hohe Sterbefallzahlen wie im Durchschnitt dieser fünf Vorjahre. Auch aus Belgien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Spanien werden erhöhte Sterbefallzahlen gemeldet. Dagegen werden für Norwegen und Tschechien keine auffälligen Veränderungen aufgezeigt. Die Angaben dieser Staaten beruhen auf den jeweiligen nationalen Methoden und zeitlichen Abgrenzungen der Daten. Zum Teil beziehen sie sich auf das Meldedatum und nicht auf den tatsächlichen Todestag. Auch die Anteile fehlender Meldungen sind unterschiedlich.
Methodische Hinweise zu den Angaben für Deutschland:
Die Auswirkungen der aktuellen Entwicklung in Bezug auf das gesamte Kalenderjahr 2020 lassen sich auf Basis der gegenwärtigen Datenlage noch nicht abschätzen. Für eine abschließende Einordnung der Übersterblichkeit muss der gesamte Jahresverlauf betrachtet werden. Zudem müssen die Sterbefälle ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt werden, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat miteinzubeziehen.
Eigene Auswertungen zum Jahresverlauf der Sterbefallzahlen sind auf Basis der Sonderauswertung "Sterbefälle - Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen und Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2020" möglich. Für die Jahre 2019 und 2020 werden erste vorläufige Daten dargestellt. Ein Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 beinhaltet folglich sowohl endgültige als auch vorläufige Daten. Bei den vorläufigen Daten handelt es sich um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Die Angaben beziehen sich auf den Todestag und nicht auf das Meldedatum.
Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind aktuelle Aussagen zur Zahl der Sterbefälle mit einem Verzug von etwa vier Wochen möglich. Durch die verzögerten Meldungen werden sich die vorliegenden Ergebnisse für das Jahr 2020 noch leicht erhöhen.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)