Sikhs laufen gegen Turban von Gucci Sturm
Archivmeldung vom 18.05.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas italienische Modelabel Gucci bietet einen 790 Dollar teuren Turban an, der bei Sikhs für Empörung sorgt. Der Vorwurf: Gucci würde versuchen, aus einem religiösen Kleidungsstück Kapital zu schlagen. Es ist nicht der erste Skandal für Gucci in diesem Jahr. Das Luxus-Modelabel hat bereits im Februar wegen eines Pullovers mit "Blackface"-Design einen Shitstorm geerntet.
"Für Marke nicht erstrebenswert"
"Religion ist heutzutage ein heißes Eisen, die Menschen sind bei solchen Angelegenheiten sehr sensibel. Wenn der Turban tatsächlich eine eindeutige Assoziation mit dem Sikhismus hervorruft, ist das eindeutig eine verfehlte Maßnahme", sagt Markus Hübner, Social-Media-Experte und CEO von Brandflow, gegenüber pressetext. "Viele Marken wollen provozieren. Jedoch ist nicht mehr jede Art von PR gute PR. Durch das Internet können Wellen der Entrüstung sich über die ganze Welt verbreiten und ernsthafte Gegenbewegungen auslösen. Das ist für keine Marke erstrebenswert."
Der Turban wurde schon im Februar 2018 auf der Mailänder Modewoche von einem weißen Modell vorgeführt. Bereits damals gab es große Aufregung um das Produkt. Trotzdem hat Gucci den Turban auf der Website der US-Kaufhaus- und Versandhauskette Nordstrom zum Verkauf angeboten. Traditionelle Sikh-Turbane sind bei Online-Händlern bereits für rund 20 Dollar zu haben. Bei Nordstrom wird der Turban als "wunderschön gefertigt" angepriesen und soll sowohl Blicke auf sich ziehen als auch für den Träger komfortabel sein.
Repräsentanten kritisieren Gucci
Laut Simran Jeet Fingh von der Sikh Coalition, einer US-Organisation, die für die Rechte der Sikhs einsteht, handelt es sich innerhalb der Religion bei dem Kleidungsstück um ein öffentliches Bekenntnis zu den Werten der Religion. Dazu gehörten Ehrlichkeit und Barmherzigkeit. Obwohl Turbane per se nicht auf die Sikh-Religion hinweisen, sei der Turban von Gucci in seinem Aussehen und der Art, wie man ihn tragen soll, dem der Sikhs auffallend ähnlich.
Es wäre unangemessen, dass ein großes Unternehmen aus einem für Millionen von Sikhs heiligen Gegenstand Kapital schlägt. Auch auf Twitter zeigen viele Nutzer, vor allem Sikhs, ihrem Unmut. Für Fingh ist die Angelegenheit ein gutes Beispiel dafür, dass Unternehmen mehr Repräsentation von Minderheiten und Diversität bei ihren Angestellten brauchen. Wenn ein Sikh in den Entscheidungsprozess involviert gewesen wäre, hätte der Turban es nie in die Öffentlichkeit geschafft.
Quelle: www.pressetext.com/Georg Haas