Schutzgelderpressung im Schwarzwald?
Archivmeldung vom 23.05.2005
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Freigeschaltet durch Udo SchulzeIn einer kleinen Gemeinde im Nordschwarzwald geht die Angst vor Schutzgelderpressern um. Der größte Kaufmann am Ort ist bereits Opfer der Mafia geworden. Doch die Kripo glaubt ihm nicht.
Pfalzgrafenweiler im Kreis Freudenstadt war bislang nur für seine malerische Umgebung und die Bezeichnung "Luftkurort" bekannt. Jetzt hat offenbar die Mafia den 8000-Einwohner-Ort auch für sich entdeckt und kassiert Schutzgelder. Der größte Kaufmann am Ort, Besitzer eines EDEKA-Supermarktes, behauptet: "Ich werde erpresst." Bereits seit Jahren, so der Endvierziger, müsse er Schutzgelder an eine osteuropäische Bande aus dem Raum Böblingen/Sindelfingen bei Stuttgart zahlen. Die Geldübergaben würden auf abgelegenen Waldparkplätzen stattfinden. Trotz der Zahlungen wurde der Supermarkt des Mannes immer wieder überfallen. Zuletzt im Januar dieses Jahres.
Als der Kaufmann an diesem Tag vor Ladenöffnung in seinem Büro erschien, warteten dort bereits zwei Täter auf ihn, fesselten den Mann an einen Stuhl und stülptem ihm eine Tüte über den Kopf. Dann, so der Einzelhändler, rafften sie rund 30.000 Euro zusammen und flüchteten. Angestellte des Supermarktes entdeckten ihren Chef erst eine Stunde später und befreiten ihn. Doch damit begann die Odyssee des Schwarzwälders erst. Nach Angaben der Polizei, die inzwischen zu dem Fall keine Stellung mehr nehmen möchte, habe er sich bei seiner Aussage in Widersprüche verwickelt. Der Kaufmann landete in U-Haft. Der Vorwurf: versuchter Versicherungsbetrug. Erst gegen Kaution kam er wieder auf freien Fuß und wartet jetzt auf die Gerichtsverhandlung. Bei dieser Gelegenheit will der Einzelhändler auspacken, denn seinen Angaben zufolge ist er nicht der einzige Kaufmann, der auf der Achse zwischen Freudenstadt und Herrenberg in Baden-Württemberg um Schutzgelder erpresst werde.