Lehrer-Gewerkschaft sieht Kopftuchverbote kritisch
Archivmeldung vom 05.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt mit Blick auf das Kopftuch in der Schule vor neuen Verbotsdebatten. "Statt sich ständig mit neuen Verbotsszenarien zu beschäftigen, die sich nur auf Einzelfälle beziehen, sollten mehr Anstrengungen unternommen werden, gute Integrationskonzepte, durchgehende Sprachbildung und, wo immer möglich, herkunftssprachlichen Unterricht in den Schulen zu implementieren", sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied für das Thema Schule, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Die Schulen bräuchten zeitliche und personelle Ressourcen sowie Fortbildung für den interkulturellen und interreligiösen Dialog, die Förderung bildungsbenachteiligter Lernender und den Umgang mit religiösen Konflikten: "Allein mit Verboten machen wir es uns zu einfach." Die Bedeutung eines Kopftuchverbots an Schulen für die Verbesserung der gesellschaftlichen Integration und Teilhabe muslimischer Mädchen an Bildung sei auch in der GEW umstritten, gab Hoffmann zu. "Auf alle Fälle sollten die Konsequenzen eines Verbots für die Schulen und die betroffenen Mädchen gründlich durchdacht werden", sagte sie.
Die Auswirkungen eines Verbots auf die Bildungs- und Teilhabechancen der betroffenen Mädchen müssten fachlich analysiert und mit Blick auf eine Umsetzung des Verbots evaluiert werden: "Wenn ein Verbot bestimmter Kleidungsstücke zu einer Verschlechterung der Bildungschancen ohnehin benachteiligter Mädchen beiträgt, dann leistet das keinen Beitrag zu mehr Frauenrechten." Es gehe darum, Mädchen die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen, "als Basis eines selbstbestimmten Lebens". In einem aktuellen Rechtsgutachten des Würzburger Juristen Kyrill-Alexander Schwarz im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland heißt es, der Bund könne ein juristisch wirksames Kopftuchverbot für unter 14-Jährige in der Schule erlassen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur