Orient-Experte: Streit um NSU-Prozess ist Ansehensverlust
Archivmeldung vom 02.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNavid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller und habilitierter Orientalist, sieht den aktuellen Streit um den NSU-Gerichtsprozess als Ansehensverlust für Deutschland an. Das sagte er am Dienstag in einem Interview mit dem "Deutschlandfunk".
Die Justiz im NSU-Prozess müsse natürlich neutral bleiben. Allerdings könne sie nicht an den Opfern "preußische Verwaltungsakrobatik exerzieren". Die fehlenden Plätze für türkische Journalisten im Gerichtssaal seien ein tief sitzendes "Sensibilitätsproblem" gegenüber Minderheiten in Deutschland, so Kermani. "Es ist jedenfalls ein Symptom für das Verkennen der politisch-gesellschaftlichen Dimension eines Falles." Das umstrittene Akkreditierungsverfahren komme bei muslimischen Einwanderern genauso an, wie bei jedem "verständigen Menschen". Die Politik könne dem Gericht natürlich nichts vorschreiben, aber auf so ein Vorgehen durchaus reagieren. Offenbar sei nicht verstanden worden, dass eine große Unsicherheit bei Angehörigen einer "relativ großen Minderheit" in Deutschland herrsche.
Quelle: dts Nachrichtenagentur