LGBTQIA-Organisationen kritisieren Dachverband für Israel-Boykott
Mehrere deutsche Mitgliedsverbände des globalen Dachverbands für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans und inter Personen (LGBTI), Ilga World, haben die Entscheidung des Dachverbands, die größte israelischen Mitgliedsorganisation zu suspendieren, kritisiert.
"Unsere Hoffnung ist, dass wir gemeinsam Wege finden, uns Spaltungen der
weltweiten queeren Bewegung entgegenzustellen", sagte Patrick Dörr,
Bundesvorstandsmitglied des Verbands Queere Vielfalt (LSVD) der "Welt"
(Freitagausgabe). "Sie nützen nur den Feinden unserer Freiheit."
Ilga
World hatte Ende Oktober entschieden, die Mitgliedschaft der
israelischen Organisation Aguda auszusetzen und die Bewerbung von Aguda,
die Ilga-Weltkonferenz im Jahr 2026 in Tel Aviv auszutragen,
auszuschließen. Weiterhin bleiben fünf israelische Organisationen
Mitglied des Dachverbands.
Der Berliner Verein Mann-O-Meter will
aufgrund des Israel-Boykotts aus dem globalen Dachverband austreten.
"Mit unserer Haltung bringen wir zum Ausdruck, dass wir uns in unserem
Einsatz für Demokratie und gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit
nicht unglaubwürdig werden dürfen", heißt es in einer gemeinsamen
Stellungnahme von Geschäftsführer Andreas Sucka und Maneo-Leiter Bastian
Finke. "Wir distanzieren uns ausdrücklich von den von der Ilga
verwendeten antisemitischen Narrativen."
Carsten Bock, Sprecher
des Bundesarbeitskreises Queer in der Gewerkschaft Verdi, verwies auf
die Bemühungen zur Versöhnung der israelischen Organisation Aguda. "Aus
erster Hand weiß ich, wie sehr sich die Aguda immer auch für
palästinensische und arabische LGBTIQ-Menschen eingesetzt hat, die vor
Gewalt und Verfolgung aus ihren Regionen nach Israel flüchten mussten",
sagte Bock der Zeitung. "Der Ausschluss von Aguda aus der Ilga ist daher
nur und ausschließlich mit diskriminierendem blanken Antisemitismus zu
erklären."
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Queer der Linkspartei
übte ebenfalls vorsichtige Kritik. "Die Suspendierung ist unter anderem
innerhalb israelischer und jüdisch-queerer Communitys deutlich
kritisiert worden. Diese Kritik muss ernstgenommen und
verlorengegangenes Vertrauen wiederhergestellt werden", teilten die
Bundessprecher mit.
Quelle: dts Nachrichtenagentur