Beckstein zeigt Verständnis für Gegner der Homo-Ehen im Pfarrhaus
Archivmeldung vom 19.01.2011
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Freigeschaltet durch Fabian PittichIm Streit um homosexuelle Paare im Pfarrhaus hat jetzt erstmals einer der höchsten Repräsentanten der evangelischen Kirche Verständnis für Kritik an der Homo-Ehe gezeigt. "Die Bibel verurteilt praktizierte Homosexualität ohne Ausnahme", erklärte der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein in der ZEIT-Beilage "Christ & Welt".
Daher sei es für ihn "schwierig, dass in evangelischen Pfarrhäusern homosexuelle Partnerschaften gelebt werden." Er könne den Protest von acht Altbischöfen gegen eine solche Regelung nachempfinden. Bisher hatten nur Bischöfe im Ruhestand Kritik an der Homo-Ehe geübt. Die Altbischöfe hatten eine öffentliche Diskussion entfacht, weil sie in einem Offenen Brief an die 22 evangelischen Landeskirchen appellierten, eine Reform des Pfarrergesetzes zu Fall zu bringen, in der die EKD-Synode im vergangenen November den Weg für homosexuelle Partnerschaften im Pfarrhaus ausgeweitet hatte. Beckstein stimmte dem Gesetz trotz eigener Bedenken zu. Es sei als Kompromiss nach schwierigen Debatten zustande gekommen. Er habe eingewilligt, weil die evangelische Kirche trotz der Reform am Leitbild von Ehe und Familie festhalte. "Auch der homosexuelle Pfarrer und die lesbische Pfarrerin müssen die Familie in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen", erklärte Beckstein.
Zugleich räumte er ein, dass die evangelische Kirche mit ihrer Position sowohl in der Ökumene als auch unter protestantischen Kirchen "einen Sonderweg einschlägt". So sei die Entscheidung bei Katholiken, Orthodoxen und afrikanischen Lutheranern auf scharfen Widerspruch gestoßen. Homosexualität ist derzeit eines der größten Streitthemen zwischen den Kirchen. Wegen der Weihe homosexueller Kleriker waren anglikanische Bischöfe am vergangenen Samstag zur katholischen Kirche übergetreten.
Quelle: DIE ZEIT