Neuer Berliner Erzbischof Woelki gerät wegen Äußerungen über Homosexualität in die Kritik
Archivmeldung vom 04.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ernennung des bisherigen Kölner Weihbischofs Rainer Maria Woelki zum neuen Erzbischof von Berlin stößt auf wachsende Kritik. "Die Katholische Kirche ist schlecht beraten, jemanden in die Hauptstadt zu schicken, der offenbar ein Problem mit Homosexuellen hat", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs dem Berliner Tagesspiegel (Montagausgabe). "Die katholische Kirche tut sich keinen Gefallen, wenn sie den Vertreter einer rückständigen Glaubensrichtung in Berlin zum Bischof macht, da dies dem Lebensgefühl der Menschen widerspricht."
Kahrs bezog sich mit seiner Kritik auf einen "Spiegel"-Bericht, wonach Woelki Homosexualität als Verstoß gegen die "Schöpfungsordnung" verurteilt hat. Der Arbeitskreis "Lesben und Schwule in der SPD" (Schwusos) bezeichnete die Ernennung Woelkis vor diesem Hintergrund als negatives Signal. "Das wird den Dialog mit der katholischen Kirche erschweren", sagte der Schwuso-Vorsitzende Ansgar Dittmar. Für alle in der Katholischen Kirche engagierten Schwulen und Lesben seien Woelkis Äußerungen "ein Stoß vor den Kopf".
Der kirchenpolitische Sprecher der Grünen, Josef Winkler, sagte dem Tagesspiegel, es werde sich unter anderem am Umgang mit dem Thema Homosexualität entscheiden, ob Woelki als Bischof in der Hauptstadt bestehen könne.
Zwiespältiges Echo in Berlin auf Ernennung Woelkis
Die Ernennung des bisherigen Kölner Weihbischofs Rainer Maria Woelki zum neuen Berliner Erzbischof hat in Berlin ein zwiespältiges Echo ausgelöst. Die Berliner CDU- Bundestagsabgeordnete Monika Grütters sagte dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntagausgabe), sie hoffe, dass Gerüchte über Woelkis Nähe zur katholischen Laienorganisation Opus Dei nicht zuträfen: "Das wäre verheerend." Der neue Erzbischof brauche "Offenheit für eine so heterogene Gesellschaft" wie die in Berlin. Dazu gehörten Diaspora-Erfahrung, Bereitschaft zur Ökumene und zum Zusammenleben mit anderen Religionen.
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) erklärte, es gelte das Gebot der Fairness. Woelki sei "willkommen". Zugleich äußerte Thierse als langjähriges Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) aber "Erwartungen an einen Hauptstadtbischof": "Ich wünsche mir, dass er sich auf die Stadt einlässt und dass er bereit ist, mit den Christen beider Konfessionen in diesem Bistum zu kommunizieren", sagte Thierse dem Tagesspiegel. Gefragt sei außerdem die Bereitschaft zum Dialog mit Politik, Wissenschaft und Kultur. "Kleiner ist das nicht zu haben", fügte Thierse hinzu.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)