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"Maskenmann-Fall": Schwere Vorwürfe gegen Polizeiführung

Archivmeldung vom 29.10.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.10.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) wird zurzeit ein Strafprozess in dieser Angelegenheit unter anderem wegen Entführung geführt.Hierzu erhebt der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Brandenburg, Peter Neumann, im Politik-Magazin KLARTEXT schwere Vorwürfe gegen die Polizeiführung des Landes Brandenburg im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum so genannten "Maskenmann-Fall".

Nach Kenntnis des Gewerkschaftsvorsitzenden hätten einige der Kommissare während der Ermittlungen kritische Fragen zu den Aussagen des mutmaßlichen Entführungsopfers aufgeworfen und große Zweifel an dessen Darstellung des Tatherganges zur Sprache gebracht - allerdings ohne Konsequenzen für den Ermittlungsverlauf. "Doch das durfte nicht hinterfragt werden", erklärte Oberkommissarin Kerstin B. vor einigen Tagen dem Gericht auf Nachfrage und ergänzte, dass sie wohl wegen ihrer kritischen Haltung sukzessive von dem Fall abgelöst worden sei. Nach KLARTEXT-Recherchen soll vor allem der Leiter der Mordkommission, Falk Küchler, weitere Ermittlungen zu den kritischen Fragen abgelehnt haben.

Für den Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Brandenburg, Peter Neumann, ist das ein Skandal. "Die Oberkommissarin läuft Gefahr, einen Karriereknick hinnehmen zu müssen, weil sie so ehrlich und offen mit der Problematik umgegangen ist. Das ist symptomatisch für die Polizei in Brandenburg, weil Vorgesetzte nicht hinter ihren Kollegen stehen, sondern unliebsame Kollegen, ehrliche Kollegen nicht haben möchten, die laufen dann Gefahr früher oder später versetzt zu werden."

Nach Recherchen von KLARTEXT ist einer ihrer Kollegen wegen seiner kritischen Haltung zum bisherigen Ermittlungskonzept der Polizeiführung in demselben Verfahren bereits versetzt worden, ein höherer Beamter, der hinter den Kollegen stand, musste sich gegen seine Zwangsversetzung mit Hilfe des Personalrats wehren.

Der Verteidiger des Angeklagten im Entführungsprozess, Axel Weimann, gewinnt mehr und mehr den Eindruck, dass es hier eine massive Einflussnahme durch die Polizeiführung gegeben haben muss. Axel Weimann: "Hier ist offenbar eine solche Einflussnahme auf ermittelnde Beamte vorgenommen worden, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das nicht mit Rückendeckung der Polizeiführung gegangen ist, denn das Ganze ist eine Berichtssache. Wenn Polizeibeamte ausgewechselt werden, dann kann ich mir schwer vorstellen, dass das nicht ohne Führung geschah."

So sollen Rekonstruktionen des Tatgeschehens nicht den tatsächlichen Schilderungen des mutmaßlichen Opfers entsprochen haben, meint Verteidiger Axel Weimann:

"Das Laufen im Sumpfgebiet, das Verbringen im 14 Grad kaltem Wasser - so wie es der Geschädigte schilderte, absolvierten die Polizisten im Neoprenanzug. Tatsächlich aber soll der Geschädigte nach eigenen Angaben in Baumwollhosen, Pullover, T-Shirt und nur auf Strümpfen die Tage in Geiselhaft verbracht haben. Das ist für mich eine Verzerrung der Wahrheit."

Polizeigewerkschafter Peter Neumann dazu: "Aber letzten Endes kann es so nicht laufen. Man kann seitens der Polizeiführung so nicht in die Ermittlungen eingreifen. Das ist für die Ermittlungen, das ist für die positive Ermittlung des tatsächlichen Täters schädlich."

Der Polizeipräsident hat ein Interview dazu abgelehnt, weist aber schriftlich alle Vorwürfe der Einflussnahme oder Manipulation zurück. Er räumt allerdings auf Nachfrage des rbb ein, dass es zurzeit ein Disziplinarverfahren gegen den Leiter der Mordkommission gibt.

Mehr dazu im Politikmagazin Klartext am 29.10. 2014 um 22:15 h im rbb.

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)

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