Heute nehmen die Tunnelleitzentralen in Duisburg und Hamm offiziell ihre Arbeit auf
Archivmeldung vom 08.08.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlRund um die Uhr verfolgen die Mitarbeiter den Betrieb auf den unterirdischen Straßen. Zudem melden Dedektoren, ob der Verkehr ruht oder fließt. Was immer in den etwa 40 nordrhein-westfälischen Tunneln, die sich in der Hand des Bundes oder Landes befinden, passiert, erscheint sofort per Videoüberwachung oder Störungsmeldung auf den Bildschirmen der Tunnelleitzentralen.
Nach einer erfolgreichen Testphase nehmen heute die beiden neuen Sicherheitseinrichtungen in Duisburg und Hamm offiziell ihre Arbeit auf. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Baltzer wirkte an den Konzepten und der Umsetzung der beiden Tunnelleitzentralen als Leiter des Projektes "NW Tunnel" mit. Baltzer gilt deutschlandweit als Experte auf diesem Gebiet und lehrt an der Fachhochschule (FH) Aachen unter anderem Tunnelentwurf und -betrieb.
"Damit haben wir einen wichtigen Baustein im Zuge der Tunnelnachrüstung in NRW umgesetzt", freut sich Prof. Baltzer. Seit vier Jahren erarbeitet der Experte für Tunnelplanung und -betrieb im Auftrag des Ministeriums für Bauen und Verkehr Vorschläge, wie die Sicherheit der Straßentunnel noch weiter erhöht werden kann. Zum Projektteam "NW Tunnel" gehören auch Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und dem für die Tunnelunterhaltung und den Tunnelbetrieb zuständigen Landesbetrieb Straßenbau NRW.
"Unsere Tunnel in NRW sind schon jetzt sicher, aber es gibt immer neue Erkenntnisse, wie das Sicherheitsniveau weiter erhöht werden kann", erklärt Prof. Baltzer das Anliegen des mit 81 Millionen Euro veranschlagten und bis etwa 2010 datierten landesweiten Nachrüstprogramms für die Tunnelsicherheit. Zunächst begann die verwaltungsinterne Projektgruppe um den Professor des Lehrgebietes Verkehrswesen mit einer umfassenden Bestandsaufnahme auf der Grundlage der "EG Tunnel-Richtlinie" und der bundesweit gültigen "Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln" (RABT). Als langjähriger Vorsitzender des RABT-Ausschusses kennt Prof. Baltzer die wichtigsten Merkmale: "Beleuchtung, Belüftung, Brandmeldeanlagen, Löschwasserversorgung, Fluchtwege mit Beschilderung, Notgehwege, Lautsprecher, Videoüberwachung, Funk und eine unterbrechungsfreie Stromversorgung gehören zu den Sicherheitsstandards."
Damit alle Tunnel rechtzeitig bis 2010 auf den neusten Stand gebracht werden,
erstellte die Projektgruppe eine Prioritätenliste. Aus der ging hervor, wie
schnell die einzelnen Tunnels mit welchen Maßnahmen nachgerüstet werden müssen.
In einer ersten Phase werden die viel befahrenen Tunnel "Ruhrschnellweg" (A40)
in Essen, "Flughafen" (A44), "Universität" (A46) und "Wersten" (A46) in
Düsseldorf sowie die Tunnel "Dollendorf" (Königswinter) und "Oberkassel" (Bonn)
im Verlauf der B42 in Angriff genommen sowie die vom Bundesministeriums für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung definierten Sofortmaßnahmen umgesetzt. In
einem weiteren Schritt folgen die restlichen Nachrüstungsarbeiten, so auch an
den Unterführungsbauwerken des Aachener Westbahnhof und der Adenauerallee.
"Zur Zeit sind wir mitten in der Umsetzungsphase, zu der auch der Aufbau und
die Ausstattung der Tunnelleitzentralen gehören", so der Bauingenieurprofessor
der FH Aachen.
Damit die Sicherheitsstandards der Tunnel auch in Zukunft ständig gesteigert
werden können, wird kontinuierlich weiter geforscht. Gleich zwei große
Forschungsprojekte laufen derzeit unter der Beteiligung von Prof. Baltzer: "Wir
konzipieren im Rahmen des Projektes "Sicherheitsbewertung von
Straßentunneln" gerade Maßstäbe, nach denen die Sicherheit eines Tunnels
quantitativ ermittelt und dementsprechend beurteilt werden kann." Das zweite
Projekt beschäftige sich mit der Gestaltung von Notausgängen, damit
Verkehrsteilnehmer anhand einer einheitlichen Beleuchtung, Farbgestaltung und
Beschilderung auch im Notfall jederzeit den Ausgang finden. "Sicherheit in
Tunneln zu erhöhen, hat für mich höchste Priorität", so Prof. Baltzer.
Quelle: Pressemitteilung Fachhochschule Aachen