Cateringfirma nimmt Grundschülern Fingerabdrücke ab
Archivmeldung vom 06.09.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDatenschutz ist eines der wichtigsten Güter, gerade in Zeiten der weltweiten, digitalen Vernetzung. Das sollte eigentlich auf dem Lehrplan jeder Schule stehen. In Hamburg hat aber eine Cateringfirma Schulkindern gegen den ausdrücklichen Wunsch der Eltern Fingerabdrücke abgenommen - kein Einzelfall, wie sich herausstellte. Die Fachzeitschrift COMPUTER BILD erklärt, was passiert ist (Heft 20/2013, ab Samstag erhältlich).
Anfang des Schuljahres 2013 nahm die Cateringfirma "Kinderwelt" Schülern an der Adolph-Schönfelder-Grundschule Fingerabdrücke ab, obwohl deren Eltern dies zuvor nicht erlaubt hatten. Kinder, die sich weigerten, bekamen angeblich kein Essen. Phillip Tonne, Pressesprecher des Software-Anbieters People and Projects IT (PPIT), räumte das Geschehen ein und erklärte: "Wir haben diesen Fehler sofort eingestanden und alle erhobenen Datensätze sofort gelöscht." Laut Tonne sind die biometrischen Daten sicher. Denn sie würden mit der AES-Methode in einer Schlüsselstärke von 256 Bit codiert und nicht weitergegeben. Die Cateringfirmen würden zwar die Abdrücke nehmen, hätten aber keinen Zugriff auf die Daten.
Die unerlaubte Abnahme der Fingerabdrücke bei Kindern ist allerdings kein Einzelfall gewesen, wie sich nach dem Skandal herausstellte. Bedenklich ist zudem: Die Schulbehörde hat das System ohne Zertifizierung durch die zuständige Datenschutzbehörde eingeführt. Die stellvertretende Datenschutzbeauftragte Marit Hansen bestätigte gegenüber COMPUTER BILD, dass ein beantragtes Zertifizierungsverfahren gegenwärtig noch laufe. Die Behörde werde die Vorfälle nun untersuchen: "Wir wollen alle Details genau aufklären", betonte Hansen. Inzwischen hat auch die Politik reagiert: Die Hamburger Grünen haben beantragt, Fingerabdrücke an Schulen komplett abzuschaffen.
Und so funktioniert das Fingerabdruck-System: Ein Scanner erzeugt eine digitale Kopie eines Fingerabdrucks und speichert diese als Bild. Eine Software erfasst dabei individuelle Merkmale und erstellt aus diesen eine Linienstruktur, ein sogenanntes "Template". Beim Auflegen des Fingers vergleicht die Software dieses dann mit dem Originalabdruck. Außerdem ist das Template mit verschiedenen Daten wie Name, Gesundheitsinformationen und verfügbarem Geld verknüpft.
Quelle: COMPUTER BILD-Gruppe/COMPUTERBILD.de (ots)