700.000 Euro: Osnabrücker Auktionshaus Künker verkauft die teuerste jemals in Deutschland versteigerte Münze
Archivmeldung vom 22.03.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Auktionshaus Künker hat am Dienstag mit einem Zuschlagspreis von 700.000 Euro die teuerste jemals in Deutschland versteigerte Münze veräußert. Es handelt sich um eine Goldmünze mit dem Abbild der englischen Königin Elizabeth I. (1558-1603), die als "Kampener Rosenoble" bezeichnet wird.
"Derartig große Goldstücke mit einem Durchmesser von 44 Millimeter und einem Gewicht von 61 Gramm sind extrem selten", sagte Seniorchef Fritz Künker der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Sie wurde an Personen verliehen, die sich um Kampen in besonderer Weise verdient gemacht haben." Es ist seinen Angaben zufolge eine der größten Goldmünzen der Frühen Neuzeit. Der Preis für die historische Goldmünze übertraf die ursprüngliche Schätzung von 250.000 Euro deutlich. Den Zuschlag bekam ein Bieter im Saal, der insgesamt 840.000 Euro für das seltene Stück bezahlen muss.
Der bekannte jüdische Münzhändler Felix Schlessinger hatte die Münze vor rund 90 Jahren für 900 Pfund von einem britischen Münzhändler erworben, wie Fritz Künker sagte. "Nun wurde sie für einen Zuschlag von 700.000 Euro versteigert - es ist die teuerste jemals in Deutschland versteigerte Münze." Laut Künker ist die wertvolle Prägung ein bedeutendes Zeugnis deutsch-jüdischer Geschichte.
Die bislang teuerste hierzulande versteigerte Münze war ein russischer Rubel aus der Zeit des Zaren Nikolaus I. Die Gedenkmünze war im Jahr 2012 für 650.000 Euro versteigert worden.
Um die seltene Goldmünze "Kampener Rosenoble" rankt sich eine sehr persönliche Geschichte. Die SS hatte das Stück im Zweiten Weltkrieg nach der Plünderung der Münzhandlung Schlessinger an einen Juwelier verkauft, wo sie beinahe eingeschmolzen worden wäre, wie Künker berichtet. Nur durch einen Zufall wurde die Rarität durch den untergetauchten jüdischen Münzhändler Jacques Schulmann gesichert. Er vergrub sie im Garten eines Freundes in Brabant im heutigen Staat Niederlande. Dort blieb sie sechs Jahre lang, bevor sie später wieder in den Besitz von Mark Salton, dem Sohn des deutsch-jüdischen Münzhändlers Felix Schlessinger, überging. Felix Schlessinger und seine Frau Hedwig waren 1944 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet worden.
Sohn Mark war vor den Nazis nach Amerika geflohen, wo er unter dem Namen Mark Salton neu anfing. Salton hatte Fritz Künker bei einer Münzbörse in New York kurz vor Weihnachten im Jahr 1985 kennengelernt und später testamentarisch verfügt, seine gesamte Münzsammlung solle nach dem Tod von ihm und seiner Frau durch das Osnabrücker Auktionshaus Künker in der alten Heimat Deutschland und durch Stack's Bowers Galleries in seiner New Yorker Heimat versteigert werden. "Es ist natürlich etwas Besonderes, dass eine Persönlichkeit wie Mark Salton ein solches Zeichen der Versöhnung setzt und trotz allem wieder etwas mit Deutschland zu tun haben wollte", betont Fritz Künker. Der Wert der umfangreichen Münzsammlung von Mark und Lottie Salton, die in mehreren Auktionen in New York und in Osnabrück versteigert werden, wird auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt, so Künker. Der Erlös geht an drei karitative Organisationen, die sich dem Ziel verschrieben haben, das Gedenken an die Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, hochzuhalten.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)