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Bundeswehr Auslandseinsätze hinterlassen immer mehr traumatisierte Soldaten

Archivmeldung vom 10.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
„Flying Doctor“ Bild: Bundeswehr/Trotzki/Björn Trotzki
„Flying Doctor“ Bild: Bundeswehr/Trotzki/Björn Trotzki

Die Zahl der in Behandlung befindlichen Bundeswehr-Soldaten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) ist so hoch wie noch nie seit Beginn der Auslandseinsätze. Das geht nach einem Bericht der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) aus neuesten Statistiken des Trauma-Zentrums der Bundeswehr hervor, die der Zeitung vorliegen. Die Zahl der 2010 behandelten PTBS-Kranken lag demnach in den ersten drei Quartalen bei 483 und ist damit bereits höher als im ganzen letzten Jahr.

Dies entspricht dem Trend. Denn die Häufigkeit der PTBS-Fälle hat zuletzt kontinuierlich zugenommen - von 149 im Jahr 2007, 245 (2008), 466 (2009) auf 483 bis Ende September 2010. In diesem Jahr entfallen 397 der 483 PTBS-Behandlungen auf Soldaten im Afghanistan-Einsatz, 28 auf Soldaten, die auf dem Balkan Dienst taten, und 58 auf andere, nicht näher spezifizierte Auslöser. Peter Zimmermann, Psychiater am Bundeswehr-Krankenhaus in Berlin und Leiter des Trauma-Zentrums, sagte der "Mitteldeutschen Zeitung" zu den Zahlen: "Der Behandlungsbedarf ist im Laufe der Jahre gewachsen. Denn der Einsatzdruck und die Einsatzbelastung sind gestiegen. Ich sehe aber auch einen Trend zu mehr Bereitschaft bei den Soldaten, sich in Behandlung zu begeben. Das haben wir nicht zuletzt den Vorgesetzten zu verdanken, die offener geworden sind und ihre Leute stärker dazu motivieren." Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, erklärte: "Dass die Rückkehr an der Seele verwundeter Soldatinnen und Soldaten zunimmt, verwundert nicht. Schließlich finden vermehrt Gefechte statt. Die Soldaten erleben nicht nur, dass der Kamerad neben ihnen verwundet wird oder fällt. Hinzu kommt das Selber-Töten-Müssen." Er beklagte zudem Defizite bei der Versorgung: "Es fehlen vor allem Therapeuten, die sich mit den Betroffenen intensiv auseinandersetzen und sie wie Lotsen durch die Bürokratie begleiten. Davon gibt es nicht genug. Das muss uns nachdenklich machen." Im Frühjahr waren von 42 psychiatrischen Dienstposten in der Truppe lediglich 24 besetzt.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung

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