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Netzbetreiber kämpfen zunehmend gegen Blackouts

Archivmeldung vom 24.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de

Die deutschen Stromnetzbetreiber müssen im Kampf gegen Stromausfälle einen immer größeren Aufwand betreiben. "Es wird immer teurer, Blackouts zu vermeiden", sagte der Deutschlandchef des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, Martin Fuchs, im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe).

"2012 mussten alleine wir knapp 1.000 Mal eingreifen, um kritische Situationen abzufangen", sagte Fuchs. An fast jedem Tag des Jahres sei das nötig gewesen. Im Jahr 2010 – also vor der Energiewende – waren es noch lediglich 290 Eingriffe. 2011 waren es zwar auch schon rund 1000. "Aber die Eingriffe waren 2012 aufwendiger und teurer", sagte Fuchs. Tennet ist für einen Teil des deutschen Höchstspannungsnetzes zuständig, den überregionalen Leitungen.

Für die Netzbetreiber wird es durch die Energiewende immer schwieriger, Angebot und Nachfrage von Strom auszugleichen und so das Netz stabil zu halten. Das liegt an den Vormarsch der Erneuerbaren Energien, deren Aufkommen witterungsabhängig stark schwankt. Während es im Jahr zuvor oft noch reichte, das Netz anders zu verschalten, musste Tennet 2012 öfter direkt in die Stromproduktion eingreifen, wie Fuchs erklärte.

Im Norden Deutschlands musste der Netzbetreiber verlangen, dass effiziente Kohle- und Gaskraftwerke und sogar Windanlagen vom Netz gingen, während im Süden Kraftwerksbetreiber teure Öl- und Gaskraftwerke anwerfen mussten. Diese Eingriffe muss Tennet und letztlich der Stromverbraucher über die Preise teuer bezahlen. Allein für 2012 bezifferte Fuchs die Kosten mit 150 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten bei den anderen drei Übertragungsnetzbetreiber.

DIW-­Expertin sieht Energiewende in Gefahr

Die Leiterin der Energieabteilung beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, sieht die Energiewende durch Lobbyinteressen gefährdet. "Ein Kampf um Strom tobt, und es ist zu befürchten, dass dieser dem begonnenen Prozess des Energieumbaus schadet", schreibt die DIW-Expertin im Magazin "Cicero" (Februar-Ausgabe). Kemfert warf den großen Energiekonzernen vor, die Energiewende zu sabotieren. Ihre Lobbyisten und deren "willige Handlanger in der Politik" schürten Ängste vor dauerhaft hohen Preisen, Versorgungsproblemen und Nachteilen für den Industriestandort. Die Bevölkerung solle im Wahljahr das Vertrauen in die Energiewende verlieren. Die Lobbystrategie habe bereits erste Erfolge gebracht. "An manchen Stellen – nicht allen– herrscht Chaos, und wir können noch scheitern", warnt Kemfert.

Die DIW-Expertin kritisiert auch die Politik. Der Staat ziehe sich mehr und mehr aus der Subventionierung des Stroms zurück. Anstatt die Privatkunden steuerlich zu entlasten, befreie der Staat immer mehr Industriebetriebe. Der FDP warf Kemfert vor, der Energiewende zu schaden, die sie selbst mitbeschlossen habe. Mit der Forderung, das Erneuerbare Energien Gesetz zu ändern, stelle sie ihre liberalen Ideen gern hintan und bediene Interessen etablierter Wirtschaftsmächte. Der ehemalige Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, warf der Politik Mutlosigkeit vor. Sie müsse Probleme öffentlich benennen und auch gegen Widerstände beseitigen, sagte Kurth dem Magazin. "So, wie es derzeit läuft, muss man das Projekt leider als permanenten Reparaturbetrieb bezeichnen." Kurth rechnet zudem mit einem weiter steigenden Strompreis. "Man braucht kein Prophet zu sein, um zu wissen, dass er weiter nach oben gehen wird." Die Steigerung resultiere allein aus Steuern, Abgaben und Umlagen, die von der Politik gewollt seien.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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