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Bestseller-Autor Saviano: "Mafia ist in Deutschland absurd sicher"

Archivmeldung vom 27.05.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Roberto Saviano, 2007
Roberto Saviano, 2007

Foto: piero tasso
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Roberto Saviano, 33, Bestsellerautor und Mafia-Experte, der mit seinem Tatsachenroman "Gomorrha" weltberühmt wurde, hält Deutschland für das ideale Mafia-Land. "Der Drogenhandel ist bei euch kein Thema, weder in den Medien noch im Wahlkampf. Dabei werden in Deutschland jeden Tag große Mengen umgeschlagen. Und eure Polizei hat nicht die juristische Handhabe, um dagegen vorzugehen. Die Mafia ist in Deutschland absurd sicher", sagte Saviano der "Welt am Sonntag".

Der ehemalige Journalist hat soeben ein neues Buch über den weltweiten Kokain-Handel geschrieben ("Zero, Zero, Zero"), das in Deutschland Anfang nächsten Jahres erscheinen wird. Bei seinen Recherchen habe er festgestellt, dass aus Sicht der Drogenkartelle deutsche Häfen wie etwa Rostock die besten seien, denn dort werde am "wenigsten kontrolliert": "Ihr unterschätzt das Problem dramatisch", sagte er.

In seinem Buch plädiert Saviano für die Legalisierung von Drogen wie Kokain. "Das ist eine moralisch fragwürdige Idee, ich weiß. Aber wir sprechen hier von einem Markt, der mehr als 400 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr macht. Eine internationale Legalisierung gäbe den Staaten die Möglichkeit, die Droge zu bekämpfen. Außerdem nähmen wir der Mafia ihre wichtigste Geldquelle", sagte er der "Welt am Sonntag".

Inzwischen bereut Saviano, dass er je über die Mafia zu recherchieren und schreiben angefangen hat: "Ich habe in den Abgrund geschaut und mich in ein Monster verwandelt. Ich bin so vielen bizarren Personen begegnet, habe unglaubliche Geschichten gehört. Irgendwann habe ich angefangen, selbst wie ein Mafioso zu denken, allem und jedem zu misstrauen. Es fällt mir schwer, das wieder abzulegen."

Wenn er das rückgängig machen könne, würde er es tun, sagte Saviano, der seit Erscheinen von Gomorrha 2006 unter Polizeischutz lebt. "Dieses Buch hat mein Leben zerstört. Es ist wichtig zu berichten, keine Angst zu zeigen, sich nicht zum Schweigen bringen zu lassen. Aber genau so wichtig ist es, seine Straße zum Glück zu verteidigen. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich die finden soll. Ich lebe ja völlig isoliert von meinen Mitmenschen."

Auch seine Familie muss an geheimen Orten leben und sich verstecken. "Und dafür entschuldige ich mich, auch wenn das nichts an ihrer Lage ändert", sagte Saviano.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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