Sterbefallzahlen im April 2021: 3 % über dem Durchschnitt der Vorjahre
Archivmeldung vom 11.05.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind im April 2021 in Deutschland 80 866 Menschen gestorben. Diese Zahl liegt 3 % oder 2 357 Fälle über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 für diesen Monat. In der 17. Kalenderwoche (vom 26. April bis 2. Mai) lagen die Sterbefallzahlen 5 % oder 952 Fälle über dem Vierjahresdurchschnitt für diese Woche.
Dies geht aus einer Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen hervor. Durch ein Hochrechnungsverfahren unvollständiger Meldungen können die ersten Sterbefallzahlen für Deutschland nach etwa einer Woche veröffentlicht werden.
Zahl der COVID-19-Todesfälle geht wieder leicht zurück
Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum ist derzeit bis einschließlich der 15. Kalenderwoche 2021 (12. bis 18. April) möglich. In dieser Woche gab es laut RKI 1 320 COVID-19-Todesfälle. Die Zahl ist damit gegenüber der Vorwoche leicht gesunken (54 Fälle weniger), nachdem die Zahlen zuvor für drei Wochen in Folge gestiegen waren. Die gesamten Sterbefallzahlen lagen in der 15. Kalenderwoche nach aktuellem Stand etwas über dem Durchschnitt der vier Vorjahre (+2 % oder +410 Fälle).
Äußerst milde Grippewelle erklärt Entwicklung der Sterbefallzahlen
In Deutschland und weltweit wird weiterhin über eine ungewöhnlich niedrige Aktivität anderer Atemwegserkrankungen wie beispielsweise der Influenza berichtet. Die Stärke von Grippewellen hat sich in der Vergangenheit in der Regel auch in den gesamten Sterbefallzahlen widergespiegelt und zu einer ansteigenden Kurve in den Wintermonaten geführt. Da dieser Grippeeffekt in der Saison 2020/2021 nahezu ausgefallen ist, sind die gesamten Sterbefallzahlen trotz der neu auftretenden COVID-19-Todesfälle ab Mitte Februar 2021 unter den Durchschnitt der Vorjahre gefallen. Insbesondere im März 2021 lagen sie deutlich darunter. Die Grippewellen haben ihren Höhepunkt in den Vorjahren spätestens im März erreicht und sind im Anschluss wieder abgeflacht. Aus diesem Grund lagen die Sterbefallzahlen im April wieder über dem Durchschnitt der Vorjahre. Die Corona-Pandemie hat sich im Jahr 2020 ab Ende März erstmals auf die Entwicklung der Sterbefallzahlen ausgewirkt und damit den Durchschnitt der vier Vorjahre zu dieser Zeit ebenfalls beeinflusst. Betrachtet man die vier Jahre vor Beginn der Pandemie, dann lagen die Zahlen im April 2021 um 6 % beziehungsweise 4 499 Fälle über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.
Sterbefallzahlen in Thüringen am deutlichsten über dem Durchschnitt
Auf Länderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit bis einschließlich der 14. Kalenderwoche (5. bis 11. April 2021) abbilden. In dieser Woche lagen die Sterbefallzahlen in Thüringen (+17 % oder 101 Fälle), Sachsen-Anhalt (+12 % oder 74 Fälle) und Sachsen (+6 % oder 68 Fälle) um mehr als 5 % über dem Durchschnitt der Vorjahre. In der Hälfte der Bundesländer lagen die Zahlen unter dem Durchschnitt der Vorjahre - am deutlichsten im Saarland (50 Fälle weniger) und in Hamburg (66 Fälle weniger), wo die Zahlen jeweils 18 % darunterlagen.
Mäßige Übersterblichkeit in Spanien, niedrige Übersterblichkeit in Belgien
Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen ordnet Befunde zur Übersterblichkeit mit einem anderen Ansatz europaweit vergleichend ein. Auf Basis einer eigenen Hochrechnung unvollständiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts liegen dort ebenfalls erste Ergebnisse bis zur 17. Kalenderwoche vor, die sich durch Nachmeldungen noch verändern können. Für diese Woche wird für Deutschland bei EuroMOMO derzeit keine Übersterblichkeit gemeldet. Für Spanien wird eine mäßige Übersterblichkeit ("moderate excess"), für Belgien eine niedrige Übersterblichkeit ("low excess") berichtet.
Methodische Hinweise zu den Sterbefallzahlen für Deutschland:
Grundlage der Sonderauswertung für die Jahre 2020 und 2021 sind erste vorläufige Daten (Rohdaten). Dabei handelt es sich zunächst um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind diese Daten noch unvollständig.
Aufgrund der hohen Relevanz aktueller Sterbefallzahlen in der Corona-Pandemie hat das Statistische Bundesamt ein Schätzmodell zur Hochrechnung der unvollständigen Daten entwickelt. Mit diesem Modell lassen sich bundesweite Sterbefallzahlen bereits nach etwa einer Woche bereitstellen. Dabei werden die Sterbefallzahlen der letzten neun dargestellten Wochen auf Basis der bislang eingegangenen Meldungen aus den Standesämtern hochgerechnet. Die Zahlen können deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geringfügig höher oder geringfügig niedriger sein. Die Schätzung basiert auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern im Meldeverzug, die sich regional zum Teil deutlich unterscheiden. Miteinander vergleichbare Ergebnisse für die Bundesländer liegen deshalb erst nach etwa vier Wochen vor.
Detailliertere Informationen zur Vorgehensweise bei der Hochrechnung bietet der Hinweistext der Sonderauswertung "Sterbefälle - Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen, Geschlecht und Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2021". Mit den Tabellen sind auch eigene Analysen der Sterbefallzahlen möglich.
Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Hierfür wird - wie auch von der europäischen Statistikbehörde Eurostat - ein Vergleich zu einem Durchschnitt mehrerer Vorjahre herangezogen, um das unterschiedliche Ausmaß von saisonal wiederkehrenden Effekten (zum Beispiel durch Grippe- oder Hitzewellen) zu berücksichtigen. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen kann in diesen Vergleich nicht einberechnet werden.
Ab März 2020 lassen sich die Zahlen nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.
Für die abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung werden die Sterbefälle noch ins tatsächliche Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse inklusive aller Nachmeldungen liegen turnusgemäß zur Mitte des Folgejahres vor - für das Jahr 2020 also Mitte 2021. Eine erste Einschätzung bietet die Pressemitteilung Nr. 044 vom 29. Januar 2021.
Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbedatum derzeit bis zur 15. Kalenderwoche 2021 veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamtsterbefallzahlen aktuell bis zu dieser Woche möglich. Fälle, für die keine oder unplausible Angaben zum Sterbedatum übermittelt wurden, sind nicht enthalten. Diese Ergebnisse sind noch nicht für den Meldeverzug korrigiert und werden sich voraussichtlich durch Nachmeldungen noch weiter erhöhen. Weitere Hintergrundinformationen zu diesen Daten gibt es im Internetangebot des RKI.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)