Stasi-Gedenkstättenleiter Knabe: Fall Mahler zeigt die zahlreichen Verbindungen der Stasi zur APO
Archivmeldung vom 01.08.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Leiter der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sieht sich durch die Stasi-Tätigkeit des ehemaligen RAF-Anwalts Horst Mahler bestätigt. "Mich wundert das nicht, weil es zahlreiche Verbindungen der Stasi zur APO gab", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Das wird von den damaligen Akteuren bis heute oft verdrängt." Mahler habe damals eine "sehr, sehr wichtige Rolle gespielt. Er war neben Rudi Dutschke die wichtigste Figur in Berlin. Wenn sich der Bericht über seine Stasi-Tätigkeit bestätigt, dann erscheint die Geschichte der Studentenbewegung in einem ganz anderen Licht."
Die Staatssicherheit habe die Außerparlamentarische Opposition logistisch unterstützt, etwa bei der Kampagne gegen die Springer-Presse, erläuterte Knabe. Und sie haben in ihr Inoffizielle Mitarbeiter geführt, so den Berliner Landessekretär des Sozialistischen Deutschen Studenten-Bundes (SDS), Klaus Barthel, und das SDS-Bundesvorstandsmitglied Peter Heilmann. SED und SDS hätten mit dem Marxismus eine gemeinsame ideologische Basis gehabt. Zudem habe die DDR-Führung stets nach dem Motto gehandelt: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund." Der grüne Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele, der mit Mahler Ende der sechziger Jahre als Anwalt zusammen gearbeitet hat, erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung" hingegen: "Ich habe die Meldung mit Erschrecken zur Kenntnis genommen. Und ich kann nicht glauben, dass da was dran ist. Denn ich habe dafür nicht den geringsten Anhaltspunkt aus der damaligen Zusammenarbeit. Ganz im Gegenteil, die gesamte politische Haltung und das ungeheure Engagement Horst Mahlers bei der Verteidigung von Studenten und anderen APO-Angehörigen spricht dafür, dass das nicht stimmt."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)