NSU-Morde: Hessischer Verfassungsschützer beteuert bei "Panorama" seine Unschuld
Archivmeldung vom 05.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer frühere hessische Verfassungsschützer Andreas T., der am Tag eines NSU-Mordes an einem Kasseler Internet-Cafe-Besitzer am Tatort zu Gast war, hat sich in einem Fernsehinterview mit dem NDR-Magazin "Panorama" gegen die Vorwürfe gewehrt, die immer wieder in den Medien gegen ihn erhoben werden.
"Ich war tatsächlich, wie ich es immer wieder nur betonen kann: Zur falschen Zeit am falschen Ort. Und es gibt keine Verbindung von mir zu diesen Taten und auch keine Verbindung, die irgendetwas mit meiner Arbeit zu tun gehabt hätte." Das Interview zeigt "Panorama" heute, 21.45 Uhr, im Ersten.
Obwohl die Ermittlungsbehörden bereits im Januar 2007 ein Ermittlungsverfahren gegen Andreas T. eingestellt hatten, wird er weiterhin in Verbindung mit der Tat gebracht. Heute fragt etwa die Wochenzeitung "Die Zeit": "Hat ein Verfassungsschützer einen der NSU-Morde begangen?" Als belastendes Indiz wird immer wieder angeführt, man habe auf seinem Dachboden Auszüge aus Hitlers "Mein Kampf", Munition und diverse Waffen gefunden. Dabei ging es laut Durchsuchungsprotokoll allerdings nur um 13 Schrot- und 100 Platzpatronen. Die Waffen besaß er als Sportschütze völlig legal. "Also ich habe mir diese Waffen ganz schlicht und einfach gekauft, zugelegt, weil ich hab in dem Verein nette Menschen kennengelernt, wollte mich da beteiligen, dazu war es dann auch letztendlich notwendig, dass ich dann eben auch eigene Waffen hatte, um auch an den Wettkämpfen teilzunehmen, eben halt als Sportschütze." Zudem ist unstrittig, dass der Mord mit der Ceska verübt wurde, die damals im Besitz von Böhnhardt und Mundlos war.
Bezüglich seiner angeblich rechten Gesinnung räumt er gegenüber "Panorama" ein, dass er als junger Mann durchaus rechte "Sprüche nachgeplappert" habe. Das sei aber lange vorbei. "Ich hoffe für jeden Jugendlichen in diesem Alter, dass er wenn er solche Gedanken in seinem Kopf hat, dass er andere Sichtweisen auf das Leben finden kann, dass ihm das Gleiche geschieht wie mir, dass er sagt, ich sehe mir die Welt selber an mit eigenen Augen. Und ich bin frei davon, irgendwelche Dinge einfach nachzuplappern."
Schlimm sei insbesondere die Zeit für die Familie gewesen, als der Fall 2011 neu hochkochte und Andreas T. dann als "Klein Adolf" in den Medien beschrieben wurde. Seine Frau Eva gegenüber "Panorama": "Das ist natürlich entsetzlich, Zeitung aufschlagen, steht da 'kleiner Adolf', fühlt sich an wie eine Riesenfrechheit. Das tut weh, das ist furchtbar, aber ich weiß ja, dass es nicht so ist ... Für die Kinder finde ich es ganz furchtbar. Der Große geht zur Schule und die anderen Eltern lesen das auch in der Zeitung, die haben die Bilder vom Haus im Fernsehen gesehen, deren Kinder kommen vielleicht nachmittags hier her, besuchen meinen Sohn. Ja, es ist einfach eine Frechheit."
2011 und 2012 wurde der Fall erneut von der Bundesanwaltschaft überprüft mit neuen Vernehmungen. Das Ergebnis: Die Strafverfolger sahen keinen Grund die Ermittlungen gegen Andreas T. wieder aufzunehmen. Im Zuge dieser Prüfung wurde auch der V-Mann aus der rechten Szene vernommen, der am Tattag mit Andreas T. telefoniert hatte. Auch dieser Fakt, der gern als Indiz einer möglichen Verbindung zum NSU beschrieben wird, erwies sich als tote Spur. Die Bundesanwaltschaft fand keine Anhaltspunkte dafür, dass der V-Mann oder Andreas T. an der Tat beteiligt gewesen sein könnten.
Quelle: NDR / Das Erste (ots)