Brasilien: Familienplanung mit Daily Soaps
Archivmeldung vom 27.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Brasilien tragen die beliebten Seifenopern dazu bei, dass die Geburtenrate im Land drastisch sinkt. Wie NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND in der September-Ausgabe berichtet, orientieren sich die Zuschauerinnern bei ihrer Familienplanung an den Heldinnen der quotenstarken Novelas, von denen etwa neunzig Prozent nur ein Kind oder keines haben. Mittlerweile bringt eine Brasilianerin im Durchschnitt nur noch 1,9 Kinder auf die Welt. Zwei Generationen zuvor lag das Mittel noch bei 2,36 Kindern pro Frau. Die Intention der Produzenten der Novelas war keineswegs, mit den Serien die Geburtenrate zu senken. Sie können ihre Geschichten nur besser in Kleinfamilien erzählen.
Dieser Geburtenrückgang passiert in einem Land, in dem die katholische Kirche das Sagen hat und Abtreibungen verboten sind. Anders als in China ist die Geburtenkontrolle in Brasilien nicht Sache des Staates, sondern eine freiwillige Entscheidung der Frauen - für die es normal ist, mit 35 sterilisiert zu sein. In puncto Gleichberechtigung ist Brasilien weiter als viele westliche Länder: Dilma Rousseff ist die erste Präsidentin des Landes, es gibt hochrangige weibliche Militärs, Polizeiwachen, die von Frauen für Frauen geführt werden, und die weltweit berühmteste Fußballspielerin Marta kommt ebenfalls aus Brasilien. Nicht zuletzt sind es aber vor allem die Willensstärke der Frauen und die gesellschaftliche Bedeutung der (Aus-) Bildung von Mädchen, die für die gesellschaftlichen Veränderungen verantwortlich sind.
Quelle: NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND (ots)