Vier von zehn Beschäftigten leiden unter Stress und Arbeitsdruck
Archivmeldung vom 28.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttVier von zehn Arbeitnehmern in Deutschland klagen über wachsende Belastung im Beruf. "Insgesamt berichten 38 Prozent der abhängig Beschäftigten, dass Stress und Arbeitsdruck in den letzten zwei Jahren zugenommen haben", heißt es in einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
Vor allem in der Lebensmitte, bei den über 40-Jährigen, ist die Belastung demnach für viele spürbar gewachsen, am deutlichsten für die Beschäftigten zwischen 50 und 54 Jahren. Laut Arbeitsministerium ist der Druck in einigen Branchen besonders deutlich gestiegen: Etwa bei Banken und Versicherungen, in den Krankenhäusern und Altenheimen, aber auch in Behörden, bei Polizei und Justiz beklagt fast jeder Zweite eine Zunahme der Belastung innerhalb der beiden zurückliegenden Jahre. Das Arbeitsministerium bezieht sich dabei auf die Erwerbstätigenbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, bei der regelmäßig Einschätzungen von rund 20.000 Beschäftigten erfasst werden.
Die jüngste Erhebung stammt aus 2018. Die Daten zeigen auch die Entwicklung bei einzelnen Belastungsfaktoren: Mehr als jeder Zweite berichtet davon, dass er häufig verschiedene Vorgänge gleichzeitig im Auge behalten muss - ein Wert, der seit Jahren in etwa gleich geblieben ist.
Gewachsen aber ist die Zahl derer, die ein solches "Multitasking" belastend finden: 33 Prozent im Jahr 2018 gegenüber 24 Prozent in 2006. Ähnlich ist es beim Zeitdruck: Die Zahl der Beschäftigten, die häufig Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt sind, ist insgesamt etwas geringer als zwölf Jahre zuvor - der Anteil derjenigen aber, die darunter leiden, ist deutlich gewachsen (67 Prozent in 2018, 52 Prozent in 2006).
Das gleiche Bild zeigt sich bei der Frage nach Störungen bei der Arbeit: Die Zahl derjenigen, die solche Momente häufig erleben, ist in den letzten zwölf Jahren eher gleich geblieben - doch immer mehr aus dieser Gruppe empfinden solche Störungen als belastend. Das Arbeitsministerium sieht einen Zusammenhang zwischen Arbeitsintensivierung und Rationalisierung in den Betrieben: "Wenn die Beschäftigten in einem Zeitraum von zwei Jahren vor der Befragung Restrukturierungen in ihrer Organisation hatten, berichteten sie im Vergleich zu Beschäftigten, bei denen dies nicht der Fall war, über mehr Belastungen", heißt es in der Regierungsantwort.
Dabei gehe es um Belastungen, "die in inhaltlicher Nähe zu Arbeitsintensität stehen, wie z. B. Termin- und Leistungsdruck, Störungen und Unterbrechungen, Multitasking, schnelles Arbeiten". "Arbeitsdruck macht krank und muss abgestellt werden", kommentiert Jutta Krellmann, arbeitspolitische Sprecherin der Linken, die Zahlen. "Wir brauchen dringend wieder flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen. Außerdem muss endlich eine Anti-Stress-Verordnung her", so Krellmann gegenüber den Funke-Zeitungen. Nötig seien klare und verbindliche Richtlinien, um psychische Belastungen bei der Arbeit einzudämmen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur