Jeder zweite Pfarrer kann bei Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland nicht ersetzt werden
Halle. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) steht vor einem Aderlass bei ihrem theologischen Personal. Bis 2035 werde sich die Zahl der Pfarrer durch Altersabgänge von derzeit knapp 800 auf 400 bis 430 fast halbieren, sagte EKM-Personaldezernent Michael Lehmann der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe). "Das gilt unter der optimistischen Annahme, dass wir auch weiterhin so viele Neuzugänge haben wie bisher", so Lehmann. Die EKM umfasst den größten Teil von Sachsen-Anhalt sowie Thüringen und Teile von Sachsen und Brandenburg. Sie hat rund 640.000 Kirchenmitglieder.
In den Gemeinden, von denen viele seit mehr als 1.000 Jahren bestehen, erzwingt der Theologenschwund einen Kulturwandel: Der traditionelle, von einem Pfarrer geleitete Sonntagsgottesdienst wird in vielen kleinen Kirchen nicht mehr möglich sein. Von einem "schmerzhaften Abschiedsprozess" spricht Personaldezernent Lehmann. Die Gemeinden müssten sich jetzt daran gewöhnen, dass die Kirche nicht von Pfarrern, sondern von den Gläubigen repräsentiert werde. "Wenn Ehrenamtliche eine Andacht organisieren, wird die Kirchentür auch weiterhin aufgehen", sagte Lehmann - andernfalls werde es schwierig.
Am Heiligabend 2024, verspricht die Landeskirche, soll von Personalmangel aber nichts zu spüren sein. "Da gehen wir mit allem raus, was wir haben", so Personaldezernent Lehmann. Von den rund 4.000 Kirchen sollen etwa 90 Prozent für Christvespern, Konzerte oder Krippenspiele geöffnet sein. Auch ehrenamtliche Prediger und pensionierte Pfarrer seien dafür mit im Einsatz. Die mitteldeutsche Landeskirche erwartet 500.000 Besucher.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)