Bewegungsgutachten und DNA-Spur belasten Thomas Drach
Archivmeldung vom 04.06.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMit Hilfe eines Sachverständigen für digitale Forensik will die Kölner Staatsanwaltschaft den ehemaligen Reemtsma-Entführer Thomas Drach dreier Raubüberfälle auf Geldtransporter überführen. Das geht nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" aus einer Bewegungsanalyse hervor, die der Gutachter George A. Rauscher im Auftrag der Strafverfolger anhand der Überwachungsvideos von den Tatorten in Köln und Frankfurt am Main erstellt hat.
Das Fazit des Gutachters: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 bis 95 Prozent handele es sich um Thomas Drach - mit Tendenz zum höheren Wert. Nach Ansicht der Ermittler deutet etwa der extreme x-beinige Watschel-Gang mit eng zusammengeführten Knien auf den in Köln geborenen 60-jährigen mutmaßlichen Räuber hin. Der Gutachter stellte weitere deutliche Parallelen fest. So hatte der stets vermummte Tatverdächtige jedes Mal weiße Handschuhe getragen. Identisch seien: Körperbau, Haltung, Arm- und Beinlänge, Schulterbreite, Rückenproportionen und Gesäßaufbau. Die Größe des Täters schätzte der Gutachter auf 1,79 bis 1,82 Meter. Thomas Drach misst 1,81 Meter. Auch die forensische Bewegungsanalyse ergab demnach klare Übereinstimmungen zu dem einstigen Reemtsma-Kidnapper.
Der Sachverständige Rauscher hatte bereits für die Süddeutsche Zeitung die Echtheit des Videos in der so genannten Ibiza-Affäre bescheinigt. Hier ging es 2019 um Korruptionsvorwürfe gegen den damaligen österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der letztlich zurücktreten musste.
Im August soll die Anklage gegen Drach und seinen ebenfalls inhaftierten Komplizen erfolgen. Dabei stützt sich die Staatsanwaltschaft ferner auf eine DNA-Mischspur mit Merkmalen des Beschuldigten, die sich am hinteren Kennzeichen eines ausgebrannten Tatfahrzeuges fand.
Bei den Überfällen zwischen 2018 und 2019 soll Drach zwei Geldboten niedergeschossen haben. In Frankfurt/Main überlebte der schwerverletzte Wachmann nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" einzig, weil zufällig ein Sanitäter als Kunde des Möbelhauses ihn sofort versorgte.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)