Markt der Biografien boomt
Archivmeldung vom 30.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittImmer mehr Menschen schreiben ihr Leben auf, der Markt der Biografien boomt. Wie die Zeitschrift VITAL berichtet, ist es vor allem die Kriegsgeneration, die den Wunsch verspürt, sich das eigene Leben rückblickend zu erklären.
"Wir müssen anderen Menschen unsere Geschichte erzählen, damit wir wissen, wer wir sind", erläutert der Psychologe Otto Kruse, Leiter des Zentrums für Professionelles Schreiben in Zürich, den dahinter stehenden Antrieb. Wer seine Geschichte nicht erzähle, verliere nicht nur den roten Faden seines Lebens, sondern auch den Kontakt zu anderen Menschen. "Man muss erzählen, um sich in ein Netzwerk einzuschalten."
Dieses grundlegende Bedürfnis eines jeden Individuums sieht Kruse in unserem mediengeprägten Alltag immer schwerer zu befriedigen. Über die vielen extrem spannenden Geschichten aus Film und Fernsehen hätten gerade auch jüngere Leute das Erzählen der eigenen Biografie vergessen. "Die Menschen bleiben auf ihren Geschichten sitzen, es gibt zu wenige Adressaten dafür", sagt der Psychologe. Dies sei zugleich der Hauptgrund für die große Lust am öffentlichen Privatleben. Über Fernsehen und Internet versuchten viele, die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihnen im Alltag versagt bleibt. Die Begegnungen blieben jedoch zu anonym und kurzlebig, als dass eine echte Verbundenheit mit anderen und mit sich selbst aufgebaut werden könne.
Wer sich dagegen im autobiografischen Schreiben auf die Reise zu sich selbst macht, wird mit dem Gefühl der Ganzheit und des Ankommens belohnt. Interessierte können mit einem Biografie-Schreibkurs zum Beispiel an einer Volkshochschule einsteigen. Außerdem bieten inzwischen zahlreiche Agenturen, Verlage und selbstständige Autoren ihren Dienst als Biografen an.
Quelle: VITAL