Kanzlerin gibt zu: „Die Atommüll-Entsorgung ist gescheitert“
Archivmeldung vom 20.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach der Ankündigung aus dem Bundeskanzleramt, dass es auch in dieser Legislaturperiode keine Klärung der Endlager-Frage für Atommüll geben wird, erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Initiative X-tausendmal quer.
Jochen Stay erklärt weiter: „Seit 1962 das erste Atomkraftwerk in Deutschland ans Netz ging, fällt täglich hochradioaktiver Müll an. Davon wurde noch kein einziges Gramm entsorgt. Bis heute gibt es kein Konzept, wie der für eine Million Jahre gefährliche Atommüll über solch unvorstellbar lange Zeiträume sicher gelagert werden kann.
Alle bisherigen Versuche, durchgeführt mit schwachaktivem Müll, sind grandios gescheitert:
In das ehemalige DDR-Endlager Morsleben wurden noch bis 1998 Abfälle aus West-Reaktoren gekippt, weil die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel nicht auf die Warnungen von Wissenschaftlern und Umweltschützern hören wollte. Inzwischen ist die Anlage einsturzgefährdet. Und auch das westdeutsche „Versuchsendlager“ Asse bei Wolfenbüttel säuft ab.
Mit dem Debakel in der Asse ist auch der Salzstock Gorleben als mögliches Endlager „verbrannt“. Denn die Asse war Vorbild für Gorleben. Genau wie Asse hat der Salzstock Gorleben direkten Kontakt zum Grundwasser. Genau wie in der Asse gibt es in Gorleben Risse im Salz. Die Wissenschaftler, die uns erklären, Gorleben sei sicher, sind die gleichen, die das auch all die Jahre wider besseres Wissen von der Asse behauptet haben.
Jetzt steht die Bundesregierung mit leeren Händen da. Trotzdem verlangt Angela Merkel gemeinsam mit den Stromkonzernen eine Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke, ganz nach dem Motto: Wenn wir schon nicht wissen, wohin mit dem derzeitigen Atommüll, dann können wir auch neuen produzieren. Merkel trägt damit die politische Verantwortung für alle zukünftigen Atommüll-Skandale.
Für uns als Atomkraftgegner ist es bitter, mit all unseren Negativ-Prognosen in der Frage der Atommüll-Entsorgung Recht behalten zu haben, ohne dass dies bisher zu einer politischen Neubewertung der Atomenergie führt. Doch wir geben nicht auf: Mit unseren Protesten anlässlich des Castor-Transports nach Gorleben vom 7 bis 10. November wollen wir den Druck auf Politik und Atomwirtschaft erhöhen. Unsere Forderung: Wer kein sicheres Endlager vorzuweisen hat, darf auch keine Atomkraftwerke betreiben.“
Quelle: X-tausendmal quer