Neue Indizien für Mord an Uwe Barschel
Archivmeldung vom 12.09.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Fall des früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, der im September 1987 zurücktreten musste und am 11. Oktober 1987 tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden wurde, gibt es neue Spuren, die auf einen Mord hinweisen. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner morgen erscheinenden Ausgabe.
Das Magazin stützt sich auf die Recherchen
zweier ehemaliger stern-Redakteure, die sich seit Jahren mit dem Fall
Barschel beschäftigen und die Ergebnisse ihrer Nachforschungen jetzt
in einem Buch vorlegen.
Hintergrund des mysteriösen Politiker-Todes in Genf war demnach
die geplante Lieferung von U-Booten der HDW-Werft in Kiel nach
Südafrika. Ministerpräsident Barschel hatte dieses Geschäft
befürwortet, um den drohenden Konkurs der Werft abzuwenden. Barschel
schickte sogar seinen Wirtschaftsminister Jürgen Westphal ans Kap, um
den Einsatz der Landesregierung für das Geschäft zu demonstrieren.
In der Anbahnungsphase dieses U-Boot-Deal, so fanden die
Buchautoren Rudolf Lambrecht und Leo Müller heraus, flossen hohe
Schmiergeldzahlungen auf ausländische Konten, die der CDU gehörten.
Der damalige Parteivorsitzende Helmut Kohl und sein Schatzmeister
Walter Leisler Kiep verweigerten dazu auf Anfrage eine Stellungnahme.
Doch die beiden Journalisten fanden Informanten, die damals auf
südafrikanischer und deutscher Seite mit diesem Deal vertraut waren.
Nach ihren Aussagen habe sich Uwe Barschel persönlich in das
U-Boot-Geschäft eingeschaltet und sich für dessen korrekte Abwicklung
verbürgt. Von den Geldzahlungen habe er in seinen Wahlkämpfe
profitiert. Als das U-Boot-Geschäft, das gegen eine Uno-Resolution
verstieß, schließlich doch platzte, sei Barschel dafür in Genf zur
Verantwortung gezogen worden.
Die Darstellung von Rudolf Lambrecht und Leo Müller ist mit einer
Fülle von Daten und Details aus dem Leben des ehemaligen
Ministerpräsidenten belegt, von denen viele bislang nicht bekannt
waren. Erstmals, so stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn, gebe es nun
"eine plausible Erklärung dafür, warum Uwe Barschel nach seinem Sturz
zu einem 'Sicherheitsrisiko' für hochrangige Waffenhändler wurde und
deswegen höchstwahrscheinlich zum Schweigen gebracht werden musste".
Auch die Lübecker Staatsanwaltschaft, die das
"Todesermittlungsverfahren" im Fall Barschel führte, ist davon
überzeugt, dass Barschel ermordet worden war. Da aber die Suche nach
einem Motiv und einem Täter ergebnislos blieb, musste sie das
Verfahren 1998 auf Anweisung des Kieler Generalstaatsanwaltes
einstellen.
Das Buch "Der Fall Barschel. Ein tödliches Doppelspiel" von Rudolf Lambrecht und Leo Müller erscheint am 27. September im Propyläen-Verlag.
Quelle: Pressemitteilung stern