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Schulleiterin und Buchautorin fordert radikalen Schritt: "Kein Smartphone, bevor die Kinder 16 sind"

Archivmeldung vom 26.05.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.05.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Kinder können nicht mehr Fahrrad fahren - Motorik fehlt - Ob Handys damit was zu tun haben? (Symbolbild)
Kinder können nicht mehr Fahrrad fahren - Motorik fehlt - Ob Handys damit was zu tun haben? (Symbolbild)

Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Die Pädagogin und Buchautorin Silke Müller erhebt im Kampf gegen Hass, Gewalt und Pornografie in sozialen Netzwerken eine radikale Forderung: "Bitte kein Smartphone, bevor die Kinder 16 Jahre alt sind." Müller, die kürzlich ihr Sachbuch "Wir verlieren unsere Kinder: Gewalt, Missbrauch, Rassismus - Der verstörende Alltag im Klassen-Chat" vorgelegt hat, begründete ihre harte Haltung im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) damit, dass sich für Kinder und Jugendliche, die ihre Smartphones ohne Beschränkungen nutzen könnten, "das Haifischbecken in voller Gänze" öffne. "Und das Schlimme ist, dass die meisten Menschen nicht den Hauch einer Ahnung davon haben, welchen Bildern, Videos und Gefahren unsere Kinder im Netz ausgesetzt sind", ergänzte die Leiterin der Waldschule Hatten (Landkreis Oldenburg) gegenüber der NOZ.

Betroffenen Eltern rät die Lehrerin, "dass sie sich schleunigst fit machen im Umgang mit sozialen Netzwerken und sich selbst mal mit den Augen eines Kindes auf Spurensuche im Netz begeben, damit sie wissen, was da los ist". Es sei zudem wichtig, den Kindern dabei zu helfen, bestimmte Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. "Bei Nacktbildern beispielsweise trauen die Kinder sich häufig nicht, mit uns zu sprechen, weil sie peinlich berührt sind, und sie tragen diesen Gedanken der Scham und der Angst dann teilweise über Monate mit sich herum", beklagt Müller. Es komme daher darauf an, eine Atmosphäre zu schaffen, "in der die Kinder sich an ihre Eltern wenden, wenn sie im Internet oder in sozialen Netzwerken auf Dinge stoßen, die sie schockieren".

Die Verantwortung dafür, dass Kinder immer früher über eigene Smartphones verfügen, sieht Müller bei den Erziehungsberechtigten. "Irgendwann haben wir Erwachsene begonnen, unseren Kindern Handys zu kaufen. Die sind ja nicht alleine losgezogen und mit einem Smartphone wiedergekommen. Ich weiß schon, dass Kinder ohne Handy heutzutage schnell Außenseiter sind. Aber nicht die Kinder machen sie dazu, sondern schuld sind wir Erwachsenen, die ihnen die Handys immer früher gegeben haben", sagte Müller im Gespräch mit der NOZ und fügte hinzu: "Ich glaube, wir sind an einem Punkt, an dem wir diese Entwicklung nicht nur aufhalten, sondern auch wieder zurückdrehen müssen. Dann muss es eben mal eine Generation von Kindern aushalten, dass es nicht mit zwölf Jahren schon ein Smartphone zur unbegrenzten Nutzung gibt. Ich weiß, dass das ein Kampf wäre, aber ich weiß auch, dass er sich auszahlen würde."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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