Kardinal Marx gegen Sterbehilfe
Archivmeldung vom 04.09.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, ist gegen die gesetzliche Ermöglichung des ärztlich assistierten Suizids. "Selbst eng umgrenzte Regelungen liefen im Ergebnis darauf hinaus, ein angeblich `menschenwürdiges Töten` zu organisieren", sagte der Erzbischof von München und Freising der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mit Blick auf die bevorstehenden Beratungen des Deutschen Bundestages über das Thema Sterbehilfe. Seine Position beschrieb der Kardinal mit den Worten: "Mir geht es um das menschenwürdige Sterben. Wenn diese Differenz verwischt wird, dann ist eine abschüssige Bahn betreten, auf der es kein Halten mehr gibt."
Der Kardinal, der zu den engsten Beratern von Papst Franziskus gehört, hob lobend hervor, dass in Deutschland sehr sorgfältig über dieses Thema diskutiert werde, "vielleicht so sorgfältig wie in keinem anderen Land." Den Beitrag der Kirchen zu dieser Debatte umschrieb er mit den Worten: "Zusammen mit vielen anderen in unserer Gesellschaft müssen die Kirchen sagen: Gebt uns die Sterbenden, denn wir sind ganz besonders für die Leidenden und Sterbenden da. Wir kümmern uns. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, dass Menschen nicht alleine und mit Schmerzen sterben. Das ist unsere Botschaft. Und das sollte auch unser Angebot sein."
Marx äußerte sich auch über die im Oktober beginnenden Beratungen im Vatikan über das Thema Ehe und Familie. Die Unauflöslichkeit der Ehe sei Verheißung, nicht einfach eine Norm, die zu erfüllen sei, sagte der Kardinal. "Wenn sich für zwei Menschen diese Verheißung nicht durch ihr Leben ganz darstellen lässt und sie auseinandergehen, dann verneint dies nicht die Unauflöslichkeit. Wohl aber stellt sich manchmal die Frage nach der Anerkennung einer neuen zweiten Beziehung, die je auch eine eigene sittliche Qualität haben kann." Darüber sei noch nicht genügend nachgedacht worden.
In der automatischen Einziehung von Kirchensteuer auf Kapitalerträge vermochte Marx keinen Grund zu sehen, aus der Kirche auszutreten . Es werde schließlich keine neue Steuer erhoben, "sondern es ist allein eine Frage der Gerechtigkeit, nicht nur die Steuer auf Arbeitseinkünfte, sondern auch auf Kapitalerträge einzubehalten. Alles andere wäre unsozial."
Seine Sicht auf die Kirche fasste Marx in die Worte, es nütze nichts, über Säkularisierung, Pluralisierung oder Individualisierung zu jammern. "Es gibt nur einen Faktor, den wir selbst verändern können: Die Qualität unserer Arbeit in der Seelsorge und in der Caritas, die Kultur der Gottesdienste, das Klima an unseren Schulen, der Umgang mit Tod und Leid in unseren Krankenhäusern."
Quelle: dts Nachrichtenagentur