178 komplett marode: Niedersachsens Brücken bröckeln auseinander
Archivmeldung vom 04.10.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićViele Straßenbrücken in Niedersachsen befinden sich in einem schlechten Zustand und drohen auseinanderzubrechen. 178 der insgesamt knapp 5600 Brücken sind komplett marode. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt.
"Der Bund kommt mit der Sanierung der vorhandenen Brücken in Niedersachsen kaum hinterher. Im Gegenteil: Der Brückenzustand hat sich zwischen 2009 und 2020 dramatisch verschlechtert. Die Brücken in wirklich gutem Zustand werden seit Jahren immer weniger", beklagt Sven-Christian Kindler, grüner Bundestagsabgeordneter aus Hannover.
Wie aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums weiter hervorgeht, befanden sich 2009 noch 432 Brücken (8,5 Prozent) in der besten Zustandsbewertung (1,0 bis 1,4), 2020 waren es nur noch 305 (5,4 Prozent), ein Minus von 127 Brücken. Zusätzlich sind im gleichen Zeitraum 225 Bauwerke aus der zweitbesten Zustandsbewertung in eine schlechtere Kategorie abgerutscht. Die Anzahl der Brücken in der schlechtesten Zustandsbewertung (unbefriedigend) war zwischen 2009 (17) und 2020 (13) nahezu konstant. Allerdings stieg der Anteil der Brücken in der zweitschlechtesten Kategorie von 137 im Jahr 2009 auf 165 im Jahr 2020. 539 Brücken wurden zwischen 2009 und 2020 in Niedersachsen neu gebaut.
"Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass die Mittel für den Erhalt erhöht und die Mittel für den Neubau von Straßen deutlich abgesenkt werden. Eingespart werden kann in Niedersachsen ganz konkret bei der A20, der A33 und der A39 sowie der B210. Das sind Straßenneubauprojekte, die die Klimakrise befeuern und die Steuerzahler viele Milliarden kosten", betonte der Grünen-Politiker Kindler gegenüber der NOZ.
Auch die Verkehrspolitik müsse zukünftig im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen sein. "Wir haben bereits jetzt eines der dichtesten Straßennetze der Welt, aber es bröckelt vor sich hin. Da muss für den Erhalt deutlich mehr investiert werden, als immer neue, teure Spatenstiche zu setzen", findet der 36-Jährige. Das "jahrelange Kaputtsparen der Infrastrukturen" müsse ein Ende haben. Statt sich um die vorhandene Infrastruktur zu kümmern, habe Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in den vergangenen Jahren ausschließlich auf Neubau gesetzt. "Die Zeche für diesen Straßenbauwahnsinn zahlen jetzt alle. Niedersachsen braucht ein Brücken-Sanierungsprogramm und keine neuen Autobahnen", forderte Kindler, der auch Landesgruppensprecher der niedersächsischen Grünen im Bundestag ist.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)