Anwalt von Matthias D.: Mieter der Wohnungen der Zwickauer Terrorgruppe handelte aus "Naivität"
Archivmeldung vom 17.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Anwalt von Matthias D., Mieter der Wohnungen der Zwickauer Terrorgruppe, hat die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. "Mein Mandant hat mit den Taten der Gruppe nichts zu tun. Er hat ihnen lediglich aus Hilfsbereitschaft und Naivität Wohnungen untervermietet", sagte Jörg Klaus Baumgart dem Online-Magazin stern.de. "Er hatte nie etwas mit der rechten Szene zu tun. Und wenn er gewusst hat, was die machen, hätte er ihnen nie die Wohnungen untervermietet."
Die Wohnungen der drei Terrorverdächtigen in Zwickau waren immer auf den Namen Matthias D. gemietet worden. Der wurde deswegen auch schon von der Polizei vernommen, bestätigte sein Anwalt stern.de.
Der Kontakt zu der Terrorgruppe um Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos habe ein gemeinsamer Freund im Jahr 2003 hergestellt. Es gebe da zwei Personen, die Schulden hätten und deshalb keine Wohnung mieten könnten, habe dieser Freund gesagt. "Mein Mandat wurde dann gebeten, eine Wohnung in Zwickau in der Polenzstraße zu mieten und an die beiden Personen unterzuvermieten", sagte Baumgart. Matthias D., so der Anwalt, sei auf die Bitte eingegangen. Er habe einen Mietvertrag unterschrieben und von den Männern lediglich verlangt, hin und wieder in der Wohnung übernachten zu dürfen."Mein Mandant kannte die beiden Männer aber vorher nicht und hat bis zu ihrem Tod nie ihre wirklichen Namen erfahren."
Erst bei einer Vernehmung bei der Polizei am 6. November 2011 habe Matthias D. dann erfahren, dass es sich bei den beiden Männern um Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos handelt, die sich vor knapp zwei Wochen in Eisenach selber getötet haben. Sie hätten sich ihm gegenüber immer als Max (Böhnhardt) und Gerry (Mundlos) vorgestellt. Für den Untermietvertrag mit Matthias D. hätten sie einen - offensichtlich gefälschten - Ausweis vorgelegt, der auf den Namen Max B. ausgestellt war.
Im Jahr 2007 seien die Männer dann wieder auf Matthias D. zugekommen, sagte Anwalt Baumgart. "Sie haben ihm gesagt: Wir wollen umziehen, das soziale Umfeld gefällt uns nicht." Daraufhin hätten die Männer die Wohnung in der Frühlingsstraße in Zwickau angemietet, die dann vor knapp zwei Wochen explodiert ist. Bei der Unterzeichnung des Mietvertrages sei Matthias D. deshalb auch gar nicht anwesend gewesen, obwohl er als Mieter eingetragen wurde. "Es kann gut sein, dass mein Mandant den Männern auch einen Gehaltsnachweis zur Verfügung gestellt hat. Er hat naiv gehandelt", sagte Anwalt Baumgart. D. habe dann einen Untermietvertrag für die Wohnung in der Frühlingsstraße mit den beiden Männer geschlossen, als Untermieter sei wieder Max B. angegeben worden. Von den verbrecherischen Aktivitäten des Trios habe er nichts mitbekommen.
Quelle: Gruner+Jahr, stern (ots)