Zukunft von Feuerwehren und Katastrophenschutz in Gefahr?
Archivmeldung vom 29.11.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Folgen des demografischen Wandels treffen auch den Zivil- und Katastrophenschutz. Die Alterung der Gesellschaft und schrumpfende Zahlen von Personen in jüngeren und mittleren Jahrgängen machen die Rekrutierung freiwilliger Helferinnen und Helfer schwieriger. Vor diesem Hintergrund hatte die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern Teilstudien zu neuen Zielgruppen für Feuerwehren und Hilfsorganisationen in Auftrag gegeben. Das iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in Saarbrücken hat nun eine analytische Auswertung dieser Studien vorgelegt und Handlungsempfehlungen zum Erhalt der Leistungsfähigkeit des Zivil- und Katastrophenschutzes entwickelt.
In Deutschland sind ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für das Funktionieren von Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Brand- oder Katastrophenfall unverzichtbar. Diese Säule des Zivil- und Katastrophenschutzes scheint nun unübersehbare Risse zu bekommen: „Es wird immer schwieriger, in diesem Bereich noch genügend freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden, die bereit sind, sich über viele Jahre hinweg zu engagieren“, so die Autoren Dr. Volker Hielscher und Lukas Nock vom iso-Institut. Die Auswertung der Wissenschaftler hat nun gezeigt, dass Frauen, Migrantinnen und Migranten sowie ältere Menschen bei Feuerwehren und Hilfsorganisationen bisher noch unterrepräsentiert sind. Bei der Ansprache neuer Zielgruppen steht der Zivil- und Katastrophenschutz allerdings in Konkurrenz zu anderen Organisationen, etwa aus dem Bereich von Pflege und Betreuung oder aus dem Umweltschutz. Zudem sind zielgruppenbezogene Strategien voraussetzungsvoll, weil sie einer interkulturellen Öffnung und eines funktionierenden Gender-Mainstreamings bei den Organisationen bedürfen.
Die Handlungsempfehlungen der Expertise wurden in der Länder-offenen Arbeitsgruppe „Auswirkungen des Demographischen Wandels auf den Bevölkerungsschutz“ der Innenministerkonferenz intensiv diskutiert. Den Hilfsorganisationen wird neben einer Optimierung der Öffentlichkeitsarbeit empfohlen, die Arbeitspraxis der Organisationen kulturell zu öffnen und auch niedrigschwellige Engagementmöglichkeiten anzubieten. An politische Entscheidungsträger geht die Empfehlung, die Anreize für bürgerschaftliches Engagement weiter zu verbessern und Unternehmen sowie Wirtschaftsverbände stärker in die Belange des bürgerschaftlichen Engagements einzubinden. Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Zivil- und Katastrophenschutzes wird zudem die Entwicklung einer langfristigen Strategie angeraten, die die Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern klärt und die Arbeitsteilung zwischen den Hilfsorganisationen überprüft, so dass Doppelstrukturen abgebaut und Synergieeffekte gewonnen werden können. Schließlich sollte dabei auch das Verhältnis von ehrenamtlichem Engagement und professionellen Kräften der Hilfsorganisationen zeitgemäß ausbalanciert werden.
Quelle: Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) (idw)