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Neue Studie: Islamfeindlichkeit in Deutschland nimmt zu

Archivmeldung vom 11.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: aboutpixel.de / Moschee-Kuppeln © Rainer Sturm
Bild: aboutpixel.de / Moschee-Kuppeln © Rainer Sturm

Die Islamfeindlichkeit in Deutschland nimmt erheblich zu. Das geht aus der Studie "Die Mitte in der Krise" hervor, die am kommenden Mittwoch von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlicht wird. Im ARD-Politikmagazin "Report Mainz" stellt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Dr. Oliver Decker, von der Universität Leipzig fest, "dass wir es mit einer deutlichen Zunahme an islamfeindlicher Einstellung der Bevölkerung zu tun haben. Einer sehr deutlichen Zunahme, von bisher 34 Prozent auf über die Hälfte der Bevölkerung, die islamfeindlichen Aussagen zustimmt."

Das Forscherteam um Oliver Decker untersucht seit 2002 mit repräsentativen Umfragen und qualitativen Interviews islamfeindliche Ressentiments in der Gesellschaft. Angesichts der aktuellen Debatte um die Integration von Muslimen warnt der Forscher: "Die Menschen äußern sehr viel leichter, was sie an Ressentiments haben. Es besteht die Gefahr, dass dadurch auch ein demokratischer Konsens kippt in der Umgangsweise mit Migrantinnen und Migranten."

Im Auftrag von "Report Mainz" hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap gefragt, wer folgender Aussage zustimmt: "Ein Deutschland ohne Islam wäre besser." 37 Prozent sind dieser Meinung in der repräsentativen Umfrage. Außerdem hat "Report Mainz" die Zustimmung zu folgender Aussage erfragen lassen: "Seit der Debatte über Thilo Sarrazins Buch kann man sich trauen, den Islam offener zu kritisieren." 44 Prozent sind dieser Meinung. 35 Prozent der Befragten machen sich "große Sorgen, dass sich der Islam in unserer Gesellschaft zu stark ausbreitet."

Nach Recherchen von "Report Mainz" bekommen Wissenschaftler, die sich kritisch zu den Thesen von Thilo Sarrazin äußern, Morddrohungen und hunderte von Hass- bzw. Drohmails. Darin werden sie beschimpft als "Kamelficker" und "islamische Hetzer", die Rede ist von "verkackter Moslemlogik" und man wünscht ihnen "Peitschenhiebe".

Die kontroverse Debatte über Muslime in Deutschland zeige Wirkung, sagt die Migrationsforscherin Dr. Naika Foroutan von der Humboldt-Universität Berlin in "Report Mainz": "Wenn man Muslime immer wieder mit den Wörtern von Kriminalität, Integrationsverweigerung und Bildungsrückstand, sogar teilweise mit genetischen Defekten und Unzucht in Verbindung bringt, dann ist das etwas, was gefährlich ist. Menschen, die in dieser Form nie über eine ganze Gruppe nachgedacht haben, werden dadurch diese Wörter in den Mund gelegt. Und wir finden dann, dass es immer weniger Hemmschwellen gibt, diese Wörter zu benutzen."

Der Berliner Bezirksstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Jan Stöß (SPD), beobachtet, dass sich die Stimmung unter den Migranten in den letzten Wochen deutlich verändert hat. Im Interview mit "Report Mainz" sagt er: "Es gibt eine Beklemmung und Bedrückung, bis hin zu Vorfällen, wo es tatsächlich zu tätlichen Übergriffen kam, wo einer Frau auf der Straße das Kopftuch heruntergerissen wurde, und gesagt wurde, in Deutschland trägt man kein Kopftuch. Das sind Vorfälle, die sich - glaube ich - häufen, die besorgniserregend sind und wo wir aufpassen müssen, dass wir den sozialen Frieden nicht gefährden." 

"Report Mainz", heute, 11.10.2010, 21.45 Uhr im Ersten

Quelle: SWR - Das Erste

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