Polizei entsetzt über Kommentare zu Heidelberger Todesfahrt
Archivmeldung vom 28.02.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Polizei Mannheim hat mit Entsetzen auf einige der Kommentare im Internet nach der Todesfahrt von Heidelberg reagiert. "Mit der Information zum Täter wird ja auch veröffentlicht, dass jemand gestorben ist. Wenn ich dann sehe, dass das Interesse an der Herkunft des Täters größer ist, als die Trauer über das Opfer, dann frage ich mich schon, was in diesen Leuten vorgeht", sagte die für die Online-Pressearbeit am Tag der Fahrt zuständige Polizeisprecherin der "Welt".
Sie frage sich, was das für Menschen seien, die hinter diesen Tweets steckten. "Sie existieren ja nicht nur im Internet, sondern auch im wirklichen Leben."
Die Sprecherin war durch ihre Antworten auf dem Twitter-Kanal der Polizei Mannheim in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Vor allem ihre direkte Ansprache von so genannten "Trollen" hatte ihr viel Lob eingebracht. Infrage wurden allerdings zum Teil ihre Antworten gestellt. Bereuen würde sie keine ihrer Reaktionen, so die Sprecherin weiter: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt an dem gezweifelt, was ich schreibe. Einige haben kritisiert, wie man als Behörde `WTF` schreiben kann. Aber ich fand das angemessen. Ich bin den Nutzern auf Augenhöhe begegnet, habe dabei aber niemanden beleidigt." Es sei wichtig gewesen, die Lage zu beruhigen und die Leute mit Fakten zu versorgen. Die zum Teil sehr direkten Antworten waren aus ihrer Sicht nötig, weil die Diskussion um die Herkunft des Täters nicht abriss. "Viele Menschen auf Twitter wollten einfach nicht glauben, dass er ein Deutscher ist. Sie hätten am liebsten ein Bild von ihm oder einen Stammbaum gesehen." Auch nachdem die Polizei die Staatsangehörigkeit veröffentlicht hatte, seien noch viele Fragen gekommen. Sogar nach der Betonung, es handele sich bei dem Verdächtigen um einen Deutschen ohne Migrationshintergrund, sei noch über die Herkunft spekuliert worden. Die Polizei prüfe derzeit noch, ob gegen einzelne Kommentatoren rechtliche Schritte eingeleitet werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur