Jeder zweite britische Musiker sexuell belästigt
Archivmeldung vom 25.10.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Großbritannien ist jeder zweite Musiker mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz konfrontiert. Laut einer Umfrage der Musician's Union, der britischen Gewerkschaft für Musiker, führt das Problem inzwischen dazu, dass viele Talente die Musikbranche verlassen. Ein Großteil der Betroffenen erstattet bei Vergehen keine Anzeige.
"Bei dieser Umfrage muss man bedenken, dass sexuelle Belästigung oft unterschiedlich wahrgenommen wird. Man kann definitiv von Belästigung sprechen, wenn die Würde einer Person beeinträchtigt ist und ein einschüchterndes, feindseliges oder demütigendes Arbeitsumfeld entsteht", erklärt Rechtsanwalt Erwin Fuchs gegenüber pressetext.
Freie Mitarbeiter nicht geschützt
Die Musician's Union hat eine Umfrage unter 725 ihrer Mitglieder durchgeführt. Von den Befragten gaben 48 Prozent an, sie wären schon einmal bei der Arbeit sexuell belästigt worden. Nur etwa 15 Prozent der Betroffenen erstatteten Anzeige. Die Gewerkschaft vertritt ungefähr 31.000 Musiker, 90 Prozent davon sind freie Angestellte.
Vor allem die freien Angestellten fühlen sich laut der Umfrage nicht ausreichend vor Belästigung geschützt. Von den Befragten meinten 61 Prozent, dass sie aufgrund ihres Dienstverhältnis stärker der Gefahr von sexueller Belästigung ausgesetzt sind. Lediglich 19 Prozent geben an, dass ihr Arbeitsvertrag Prozeduren mit einschließt, die sie vor Übergriffen schützen.
"Belästigung schwer nachzuweisen"
Laut den Befragten stoßen Beschwerden in der Musikindustrie oft auf taube Ohren. "Betroffene können oft nicht offen sprechen, weil die Konsequenzen für ihre Karriere und ihr Privatleben verheerend wären. In den meisten Fällen, die uns bekannt sind, verlassen Betroffene ihren Arbeitsplatz oder die ganze Branche. Für die Täter gibt es oft kaum Konsequenzen", meint Naomi Pohl, Deputy General Secretary.
"Das Problem bei Gerichtsverfahren ist, dass Betroffene meistens zu Situationen Rede und Antwort stehen müssen, wo niemand anderes dabei war. Sexuelle Belästigung ist deswegen schwer nachzuweisen. Deswegen sind Arbeitgeber bei jedem Verdacht sofort gefordert. Sie müssen die Situation sehr ernst nehmen und genau darauf achten, wer was über wen sagt", so Fuchs.
Quelle: www.pressetext.com/Georg Haas